Hier ein Anschreiben der besonderen Art:
Sehr geehrte Frau Helmbruck,
ich an Ihrer Stelle wäre sehr genervt, wenn ich täglich unzählige Bewerbungen lesen müsste, die alle mit „hiermit bewerbe ich mich…“ anfangen. Bei der heutigen Lage auf dem Arbeitsmarkt ist das ohnehin ein unerfreuliches Unterfangen, viele Bewerbungen zu verschicken und einen Haufen Absagen zu bekommen. Meine Mama sagt immer. „Kind, geh schaffen und bring Geld nach Hause…“. Sie wissen ja, wie Mamas sind, Sie haben sicher auch eine. Mamas wollen ja immer nur das Beste…
Fakt ist, ich suche einen Ausbildungsplatz zum Kaufmann für Marketingkommunikation und ich will zu Ihnen. Seit einem Jahr will ich eigentlich nichts anderes. Derzeit besuche ich die 12. Klasse des Luisen-Gymnasiums in München, die ich – so Gott will, und das will er – im Sommer mit der Allgemeinen Hochschulreife beenden werde. Einen IQ habe ich auch, nur in Mathe nicht. Aber wer will denn schon wissen, wie der Satz des Pythagoras lautet, wenn ich Ihnen stattdessen mit Excel problemlos ausrechnen kann, wieviel Säcke Reis in China jährlich umfallen und ich einem Engländer bei Bedarf eine Brücke verkaufen kann mit wunderbarem Ausblick auf den Rhein?
Wenn Sie mit dem Lesen bis hierhin gekommen sind und sich immer noch nicht dafür entschieden haben, mich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen, dann dürfen Sie aus meiner Bewerbung einen Papierflieger basteln, damit sie noch einen Sinn verfolgt und Sie sich mit der Versendung von Absagen nicht überarbeiten. Der Ordnung halber habe ich Ihnen noch eine dieser langweiligen Standardbewerbungen beigelegt, falls die Ihnen eher zusagt. Bis ich im September bei Ihnen anfangen kann, werde ich mich noch mächtig ins Zeug legen, um auch richtig glänzen zu können.
Jetzt liegt es nur noch an Ihnen, ob wir uns kennen lernen oder Sie diese Chance verpassen.
Mit freundlichen Grüßen
Klara Fall