Ausbildung mit vielen Möglichkeiten – Industriekaufmann

Ausbildung mit vielen Möglichkeiten - IndustriekaufmannViele verbinden mit kaufmännischen Berufen die langweilige Arbeit mit Zahlen und das Eingeben von Daten in den Computer. Weit gefehlt! Industriekaufleute haben einen der vielfältigsten Ausbildungsberufe überhaupt! Sie sind in unterschiedlichen Branchen tätig und werden in Unternehmen aller Größenordnungen eingesetzt. Ihr Aufgabenfeld erstreckt sich über alle kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Bereiche und Funktionen. Es reicht von der Auftragsanbahnung bis zum späteren Kundenservice. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist in wenigen Ausbildungsberufen so umfangreich. Gleichzeitig ist der Beruf dadurch in der Ausbildung und auch später vergleichsweise anspruchsvoll, weshalb die meisten Unternehmen inzwischen bevorzugt Abiturienten einstellen – oder aber Bewerber mit einem sehr guten Mittleren Bildungsabschluss.

Industriekaufleute werden häufig in den kaufmännischen Kernfunktionen wie Marketing und Absatz, Beschaffung und Bevorratung, Leistungsabrechnung und Personal eingesetzt (oder an deren Schnittstellen zu anderen Bereichen). Sie können aber auch beispielsweise in Außendienst, Export, Logistik, Produkt-Management, Controlling, E-Commerce, Supply Chain Management, Franchising, IT-Bereich sowie in Entwicklung und Organisation tätig werden. Industriekaufleute verbringen viel Zeit in Büros, oft auch in Großraumbüros, und arbeiten am Computer.

Sie erstellen Angebote, führen Buchungen oder Berechnungen durch, besprechen Geschäftsvorgänge mit Kollegen. Arbeitsort ist immer wieder auch das Lager, wo sie Lieferpapiere kontrollieren und sich um die Wareneinlagerung kümmern. In Produktionshallen überprüfen sie Maschinenbelegungen. Die weitaus meiste Zeit verbringen sie aber dennoch im Büro am Computer. Ihre Tätigkeit lässt sich in der gebotenen Kürze nicht darstellen, da die Bandbreite der Einsatzfelder beim Industriekaufmann so groß ist. Insofern gibt es eher eine Liste von möglichen Tätigkeiten:

  • Waren einkaufen, lagern und bereitstellen
  • Materialbedarf ermitteln
  • Angebote einholen, vergleichen und darüber verhandeln
  • Einkaufsverhandlungen führen
  • Bestellungen, Rechnungen und Lieferscheine schreiben
  • Waren annehmen, kontrollieren, ggf. reklamieren
  • Produktionsprozesse planen, steuern, überwachen und optimieren
  • Maschinenbelegungen vornehmen, Kapazitätsabgleiche durchführen
  • Material bereitstellen
  • Wartungspläne erstellen
  • Personaleinsatz und -bedarf ermitteln
  • Stellenpläne aufstellen
  • Bei Einstellungen und Entlassungen mitwirken
  • Arbeitsverträge erstellen
  • Arbeits- und Verdienstbescheinigungen erstellen
  • Personalakten und -statistiken führen
  • Lohn- und Gehaltsabrechnung durchführen
  • Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen planen und organisieren
  • mit dem Betriebsrat verhandeln
  • Marketing- und Werbemaßnahmen planen und durchführen
  • Kunden akquirieren, beraten und betreuen
  • Anfragen prüfen und bearbeiten, Preise kalkulieren
  • Angebote bearbeiten
  • Aufträge bearbeiten, abwickeln und überwachen
  • Waren versenden, Frachtpapiere ausfertigen, Zollformalitäten abwickeln
  • Reklamationen und Schadensfälle bearbeiten
  • Marktanalysen durchführen und Marktforschungsergebnisse auswerten
  • Unternehmensstrategien und -prozesse umsetzen

Während der auf drei Jahre angelegten Ausbildungszeit sind Industriekaufleute im Ausbildungsbetrieb tätig und besuchen zudem die Berufsschule. In einigen Betrieben wird der erfolgreiche Abschluss der Höheren Handelsschule angerechnet, sodass die Ausbildung dann nur noch zweieinhalb oder sogar nur zwei Jahre dauert. Der Unterricht an der Berufsschule ist vielfach in Blöcken organisiert. Auszubildende in eher ländlichen Regionen müssen zu ihrer Berufsschule eventuell länge Fahrzeiten in Kauf nehmen.

Der Ausbildungsbeginn ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. In der Regel starten die IHK-Ausbildungsgänge aber entweder Anfang August oder Anfang September. Bewerbungen müssen in den meisten Fällen ein Jahr vorher eingereicht werden. Eine bestimmte Vorbildung ist für die Ausbildung zum Industriekaufmann nicht vorgeschrieben. Die Betriebe erwarten aufgrund der hohen Anforderungen des Berufs aber mindestens eine gute Mittlere Reife, vielfach das Abitur.

Die Ausbildung wird vor allem bei größeren Unternehmen in einem Einsatzgebiet vertieft. Das können beispielsweise Vertrieb, Logistik, Personalwesen, Rechnungswesen oder Materialwirtschaft sein. Generell durchlaufen die Auszubildenden aber alle wesentlichen Abteilungen des Ausbildungsbetriebs und erlernen dabei das, was wir unter Tätigkeiten beschrieben haben. Um die Lernerfolge zu überprüfen, müssen die Auszubildenden eine Zwischenprüfung vor der IHK ablegen, deren Bestehen notwendig ist, um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden.

Die Höhe der Ausbildungsvergütung (und auch des Einkommens nach Abschluss der Ausbildung) ist je nach Wirtschaftsbereich und Region und dann manchmal sogar noch je nach Unternehmen sehr unterschiedlich.

Die folgenden Angaben orientieren sich an den Informationen der Datenbank Ausbildungsvergütungen (DAV) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus dem Oktober 2011. Die Auszubildenden können demnach monatlich brutto folgende Ausbildungsvergütungen erhalten:

1. Ausbildungsjahr: 718 bis 781 Euro
2. Ausbildungsjahr: 769 bis 832 Euro
3. Ausbildungsjahr: 827 bis 898 Euro

Auch nach Abschluss der Ausbildung variiert das Einkommen. So erhalten junge Industriekaufleute in der Metallindustrie in Nordwürttemberg/Nordbaden im Schnitt 1.980 bis 2.274 Euro pro Monat. In der Süßwarenindustrie in Baden-Württemberg hingegen werden durchschnittlich zwischen 2.027 und 2.202 Euro monatlich gezahlt. Etwas mehr können Industriekaufleute in der Pharma- und Chemieindustrie erwarten. Generell steigt das Einkommen mit wachsender Verantwortlichkeit und mit Fort- und Weiterbildungen.

Den Anfang in der Karriere der Industriekaufleute macht in der Regel die Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich. Neben dem Besuch von Fortbildungen und Seminaren oder dem Erlernen einer neuen Fremdsprache können Industriekaufleute ihre Position auch durch so genannte Aufstiegsweiterbildungen verbessern. Beispiele hierfür sind Fachkaufmann für Einkauf und Logistik, Fachkaufmann für Marketing, Personalfachkaufmann, Fachkaufmann für Außenwirtschaft, Industriefachwirt, Betriebswirt für allgemeine Betriebswirtschaft, Betriebswirt für Absatz und Marketing oder auch Betriebswirt für Rechnungswesen. Industriekaufleute mit Hochschulzugangsberechtigung können nach Abschluss der Ausbildung studieren und einen Bachelorabschluss in ganz unterschiedlichen Bereichen (z.B. Logistik, Marketing, Personalmanagement u.a.) an einer Fachhochschule oder Universität erwerben.

Quellen:
Bundesagentur für Arbeit
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Industrie- und Handelskammer (IHK) München
Industrie- und Handelskammer (IHK) Hamburg
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Bildnachweis: © goodluz – Fotolia.com

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