Selbstwertgefühl – das Fundament des Erfolgs

Jubelnde Frau auf Berggipfel Selbstwertgefühl Teil zwei der Serie zum Thema ErfolgDas wichtigste Instrument für beruflichen Erfolg ist ein gut ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Es ist die mentale Basis, um mit allen Anforderungen zurechtzukommen. Obwohl sich viele Menschen darüber bewusst sind, dass es wichtig ist, tut kaum jemand etwas dafür. 

Das Selbstwertgefühl ist der Unterbau des Hauses. Ist dieses auf Sand gebaut, so werden die Wände immer wieder Risse bekommen, selbst wenn wir noch so sehr die Risse stopfen und mit Farbe darüber pinseln. Wenn man in Trainings und Coachings Manager (männliche und weibliche) befragt, ob ihnen ihre fachliche Ausbildung wichtig ist, wird das sofort bejaht. Und dafür haben sie auch vieles getan und in Kauf genommen.

Wenn man sie fragt, ob ihnen ihre Gesundheit oder Fitness wichtig ist, wird das ebenfalls bejaht. Da wird gejoggt und Fahrrad gefahren, was das Zeug hält. Am Montag wird sich gebrüstet, wer eine Alpenüberquerung geschafft hat oder in welcher Zeit eine bestimmte Strecke gefahren oder gejoggt ist.

Am Wochenende, wenn man sich von der anstrengenden Arbeit erholen kann, sieht man genau diese Menschen mit angestrengten, teilweise verzerrten Gesichtern laufen und strampeln, statt dass sie mal das tun, was ihr Körper dringend nötig hätte: Ent-Spannung! Und wenn man diese Manager dann fragt, ob ihnen ihr Selbstbewusstsein oder ihr Selbstwertgefühl wichtig ist, sind sie mit dem „Ja“ ganz vorne dabei.

Wenn man aber nachfragt, was sie denn dafür tun, so erntet man eher Schweigen oder überraschte Gesichter und es stellt sich heraus, dass sie wenig oder noch nie dafür etwas gemacht haben. Aber dieses Selbstwertgefühl stellt sich nicht von alleine ein. Dafür muss man etwas tun – und das, was Sie dafür tun müssen, hat mit fachlicher, beruflicher Arbeit gar nichts zu tun!

Wer glaubt, das Selbstbewusstsein stellt sich ein, wenn man nur genügend beruflichen Erfolg hat, der verwechselt Ursache und Wirkung.

Eines Tages kommt ganz sicher eine sehr ungünstige Situation, in der derjenige merken wird, dass sein Selbstwert nicht einmal ausreicht, um damit fertigzuwerden, geschweige denn gestärkt und noch erfolgreicher aus dieser ungünstigen Situation zu kommen.

Die Manager ab Ende 40, Anfang 50 bis in die 60er Jahre können davon ein Lied singen, wenn sie einer Entlassungswelle zum „Opfer“ fallen – diese Art Manager wird nicht mehr benötigt!

Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl erkenne ich sofort in wenigen Sekunden – Ihr Körper verrät sie und ihre Körpersprache, die Mimik ebenso wie die Gestik, ich erkenne sie durch ihre Worte, die sie sprechen und ihre Reaktionen auf andere Menschen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Menschen eher introvertiert oder eher extrovertiert sind. Die Art der Worte und ihre Reaktionen mögen sie unterscheiden, aber mit jeder Faser ihres Seins, mit jeder Zelle ihres Körpers strahlen sie es aus – Ihren Selbstwert.

Selbst wenn Sie jetzt glauben, gut schauspielern zu können – Sie werden sich immer verraten. Immer! Und Sie können diesem Manko nicht entfliehen.

Ihr Erfolg steht wie ein Stuhl auf vier Beinen, die gleichermaßen ausgeprägt sein müssen: dem fachlichen, dem mentalen, dem geistigen und dem spirituellen Bein. Wenn sie auch nur eines davon vernachlässigen, kommen Situationen in Ihr Leben, die Sie daran erinnern werden. Diese Situationen sind Ihr Spiegel, in dem Sie erkennen, wo bei Ihnen noch Handlungsbedarf besteht.

Sie müssen mir das nicht glauben, Sie können auch abwarten und es einfach erfahren. Mein Tipp ist jedoch, schon vorher mit Ihren Aufgaben zu beginnen, damit Ihr Leben leichter und erfolgreich verläuft.

Doch wie bekommen wir ein gutes Selbstwertgefühl?

Die einfache und auch kürzeste Antwort wäre hier: Lerne, Dich zu lieben! Ich vermute, dass es der Masse der Menschen überhaupt gar nicht möglich ist, sich aus tiefstem Herzen selbst zu lieben, allumfassend, selbst wenn es sich jeder noch so wünschen würde. Die Erlebnisse und die Erfahrungen, die sie bisher gesammelt haben, und die Bewertung, die sie diesen Erfahrungen gegeben haben, sind die Begrenzungen für die Liebe. Wir müssen uns dieser Thematik also anders nähern.

Ich fange mit den einfachen Übungen an. Es gibt natürlich noch weitere wichtige Übungen, die aber sehr viel komplexer sind und die ich im Verlauf dieser Blog-Serie behandeln werde.

Beginnen wir mit der Kommunikation, denn diese haben wir immer: mit unseren Partnern, unseren Kindern, unseren Eltern, Freunden, Nachbarn, Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden, mit Lehrern, im Supermarkt. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Auf jeden Fall bietet sich hier ebenfalls unendliches Konfliktpotenzial. Viele kluge Gedanken dazu konnte ich in dem Buch „Die vier Versprechen“ von Don Miguel Ruiz finden, das ich Ihnen als Lektüre empfehle.

Daher möchte ich Ihnen dringend ans Herz legen, Ihre Worte mit Bedacht zu wählen.

Durch Ihre Worte schaffen Sie Ihre Realität. Unabhängig von der Sprache, die Sie sprechen, unabhängig von der Kultur und unabhängig von Ihrer Herkunft manifestieren Sie  Ihre Absicht durch das Wort. Das Wort ist eines der machtvollsten Instrumente, die uns als Menschen zur Verfügung stehen. Mit dem Wort kann ich eine positive Stimmung schaffen oder eine zerstörerische. Ich habe die Wahl. Aber nicht nur das einzelne Wort hat Macht, sondern unsere Sätze, die wir äußern, der Satzbau und die Satzmelodie.

Ich möchte Ihnen einige Beispiele dafür nennen:

Ein Wort, das in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern sehr häufig verwendet wird, ist das Wort „kriegen“. Wir kriegen Besuch, wir kriegen einen neuen Kollegen, wir kriegen neue Nachbarn, wir kriegen ein neues Sofa, wir kriegen ein Kind. „Kriegen“ ist verwandt mit dem Substantiv „Krieg“, und damit verbinden wir nichts Positives. „Kriegen“ hört sich nach Anstrengung und Kampf an, aber nicht nach etwas, was wohltuend für uns wäre. Wie viel angenehmer klingt es doch, wenn wir sagen, wir erwarten Besuch, wir bekommen neue Nachbarn und Kollegen und wir erwarten ein Kind!

Hebammen berichten, dass Frauen, die ihre Kinder bekommen, die leichteren und unkomplizierteren Geburten haben als Frauen, die Kinder kriegen.

Es gibt noch andere Redewendungen, die wir ersetzen sollten: Manager stehen an der Front, sie stehen in der Schusslinie, Feiern finden bei Bombenwetter statt, wir fahren scharfe Geschütze auf, und der Schreibtisch oder das Zimmer unserer Kinder sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Wir haben ein Attentat auf jemanden vor oder spannen jemanden auf die Folter.

In all diesen Ausdrücken und Redewendungen schwingt Gewalt mit, die weiterhin eine kriegerische oder gewalttätige Realität schafft. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, durch eine gewaltfreie Kommunikation einen Teil Frieden zu schaffen und kommt dadurch weniger in unangenehme Situationen.

Auch im allgemeinen Sprachgebrauch gibt es ein großes Durcheinander von Fragen, Aussagen und Aufforderungen. „Kannst Du bitte die Tür schließen?“, ist hier ein wunderbares Beispiel, von dem es täglich Tausende gibt. Wir wissen alle, was jemand meint, der das sagt, weil wir uns daran gewöhnt haben, Sätze gedanklich auszugleichen und zu korrigieren. Hier werden Frage und Aufforderung miteinander vermischt, was im privaten Rahmen die Folge hat, dass dem sehr häufig (meist von den Kindern) nicht nachgekommen wird.

Korrekterweise handelt es sich hier um eine Frage, die der Angesprochene ablehnend beantworten kann. Was beim Absender aber nicht erfreut goutiert wird, denn aus seiner Sicht war es eine Aufforderung, die er nur höflicher verpacken wollte. Das Vermischen von Frage und Aufforderung macht uns den Umgang untereinander sehr schwer, weil die Klarheit fehlt. Hinzukommt, dass „bitte“ kein Bestandteil einer Frage ist, sondern immer einer Aufforderung. Korrekt müsste es also lauten: „Bitte schließe die Tür.“

Wenn Sie mit der Aufforderung ein Problem haben, weil Ihnen das unfreundlich erscheint, ist das ein Zeichen eines mangelhaften Selbstwertgefühls. Sie haben ein Problem mit dem Thema Ablehnung. Sollte das der Fall sein, dann versuchen Sie, sich die Aufforderung in Ihre Lieblingsfarbe einzubetten. Das ist ein Tipp der Kommunikationsexpertin Mechthild von Scheurl-Defersdorf. Der Trick mit der Farbe verändert Ihre Stimmlage und lässt den Satz wertschätzender klingen.

Achten Sie generell auf den Klang Ihrer Stimme und fragen Sie Menschen, bei denen Sie sicher sein können, dass Sie eine ehrliche Antwort bekommen. Frauen, die eine hohe piepsige oder quäkende Stimme haben, werden grundsätzlich Schwierigkeiten haben, im Job ernst genommen zu werden. Ganz abgesehen davon, dass solche Stimmlagen nerven.

Lassen Sie sich Zeit beim Sprechen, üben Sie – wenn nötig – einen anderen Stimmklang ein und haben Sie eine positive Grundstimmung. Das ändert viel.

Ursprünglich komme ich aus dem Vertrieb. Wohl nirgendwo lässt sich Leistung im Job so gut messen wie dort. Und nirgendwo sind Fehler so unverzeihlich. Ich habe in meinem Leben an unzähligen Vertriebstrainings teilgenommen und ich habe auch selbst welche gegeben. Sie ahnen gar nicht, welchen Unterschied es ausmacht, ob Sie beim Telefonat lächeln oder nicht. Aber Achtung, Ihr Lächeln sollte immer aus dem Herzen kommen. Menschen spüren, ob der andere echt ist oder nur aufgesetzt. Und aufgesetztes Verhalten lässt sich sehr schnell demaskieren.

Ebenfalls finden wir im allgemeinen Sprachgebrauch bestimmte Zeiten nicht mehr. Nur wenige Menschen sprechen im Präteritum, dem ehemaligen Imperfekt, sondern verwenden fast ausschließlich Perfekt, das Futur wird von den meisten Menschen gar nicht mehr benutzt. Vor allem das Ignorieren des Futurs hat Auswirkungen auf unser Leben und sogar die Gesundheit.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Mal angenommen, Sie sind auf dem Weg zur Arbeit und wissen, dass Sie heute ein anstrengendes Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten haben werden, nach der Arbeit müssen Sie noch Einkäufe erledigen und einen Blumenstrauß besorgen, weil Sie bei den Nachbarn eingeladen sind. Üblicherweise wird das dann so geäußert (oder auch nur gedacht): „Ich habe heute ein anstrengendes Gespräch mit meinem Chef, danach muss ich noch einkaufen, dann besorge ich noch den Blumenstrauß und dann gehe ich zu den Nachbarn.“

Puh … schon beim Lesen bekomme ich einen erhöhten Stresspegel, bei dem, was da alles gemacht wird. Wie viel angenehmer klingt es, wenn ich sage (oder denke): „Ich werde heute ein herausforderndes Gespräch mit meinem Chef haben, nach der Arbeit werde ich dann meine Einkäufe erledigen und den Blumenstrauß kaufen, da ich am Abend bei den Nachbarn eingeladen bin.“ Merken Sie den Unterschied?

Im ersten Fall passiert alles jetzt in diesem Moment, da wir uns mit allen Tätigkeiten in der Gegenwart befinden, tatsächlich liegt es jedoch alles in der Zukunft und das auch noch nacheinander, so dass wir die Dinge entspannt angehen können. Kleine Dinge, große Wirkung. Die meisten Menschen mit Burn-out befinden sich vor allem im Präsens. Das ist kein Zufall, denn zu viel auf einmal überfordert uns leicht.

Allein mit dem Verändern unserer Sprache können wir viel Positives in unserem Leben bewirken. Ein Profi in Kommunikation ist Mechthild von Scheurl-Defersdorf, die das Unternehmen Lingva Eterna gegründet hat. Wer sich eingehender mit dem Thema Sprache beschäftigen möchte, dem ist ihr Buch empfohlen „In der Sprache liegt die Kraft“. Nun ist nicht jeder in der Lage, entsprechend wertschätzend zu kommunizieren, und wir sollten nicht den Fehler begehen, das, was wir leben, auch von anderen zu erwarten. Daher rate ich Ihnen als nächstes:

Nehmen Sie nichts persönlich!

Wenn Ihnen jemand etwas sagt, was Sie verletzt, dann nehmen Sie es persönlich, weil Sie aufgrund Ihres einst übernommenen Weltbildes tief drinnen mit dem einverstanden sind, was der andere gesagt hat. Die Ursache hierfür ist, dass Sie sich persönlich zu wichtig nehmen. Sie gehen dann nämlich von der Annahme aus, dass sich alles um Sie dreht.

Für viele Menschen ist das erst einmal überraschend, wenn Sie hören oder lesen, dass Ihr geringes Selbstwertgefühl dazu führt, dass sie sich zu wichtig nehmen.

Viele glauben vermutlich, dass das Gegenteil der Fall ist, aber dem ist nicht so. Je wichtiger Sie sich im Außen nehmen, umso geringer ist Ihr Selbstwert. Je mehr Sie im Außen gut dastehen wollen, umso geringer Ihr Selbstwert. Je mehr Sie Aufmerksamkeit brauchen oder Anerkennung, umso geringer Ihr Selbstwert.

Wenn Sie Dinge persönlich nehmen, dann fühlen Sie sich angegriffen, und Sie werden Ihre Überzeugung verteidigen und auf diese Weise Konflikte schaffen. Sie wollen Recht haben, aber Recht zu haben verhindert die Liebe und echten Frieden. Sie sehen die Welt mit Ihren Augen und kreieren ein Bild oder einen ganzen Film in Ihrem Kopf, aber dieser Film muss der Realität überhaupt nicht entsprechen.

Es ist einzig und allein Ihr Film. Bei Ihrem Gegenüber läuft ein ganz anderer. Wenn Sie verletzt sind, geben Sie dem anderen Macht über sich selbst. Er ist Ihre Entschuldigung dafür, dass Sie sich schlecht fühlen. Sie geben ihm Macht und fühlen sich als Opfer. Ob Sie sich gut oder schlecht fühlen, ist jedoch ausschließlich Ihre Entscheidung. Und die unterliegt Ihrer Bewertung. Dass das energetisch mit Ihnen etwas macht, wenn jemand Sie angeht, ist eine andere Ebene, zu der wir später kommen.

Was immer andere Menschen tun, denken oder sagen: Nehmen Sie es nicht persönlich. Selbst die Meinungen, die Sie über sich selbst haben, sind nicht notwendigerweise wahr. Sie können sie von klein auf durch Ihr Umfeld eingeimpft bekommen haben, und Sie glauben es so fest, dass es Ihr eigenes Weltbild geworden ist.

Nun können wir den Fremden an der Supermarktkasse noch relativ leicht abschütteln, wenn er uns mit Unfreundlichkeiten bedacht hat, aber je enger das Umfeld wird, umso leichter werden wir getriggert. Wir können uns noch so sehr vornehmen, beim nächsten Mal ruhig zu bleiben, wenn die Mutter oder wer auch immer eine bestimmte abfällige Bemerkung macht, aber beim nächsten Mal werden wir trotz aller bester Vorsätze wieder in die Verletzung gehen.

Das hat damit zu tun, dass das Vorhaben, ruhig zu bleiben, im Kopf geschieht, während die Verletzung auf der emotionalen Ebene passiert, die wir mit dem Kopf nicht erreichen. Daher reicht auch weder das Lesen meiner Beiträge noch das Lesen der entsprechenden Bücher aus.

Wir müssen unser Herz erreichen, und das erfordert noch andere Übungen. Wer viele Verletzungen erlitten hat oder ein oder mehrere Traumata, der ist zusätzlich zu meinen Empfehlungen noch gut beraten, zu einem erstklassigen Trauma-Therapeuten zu gehen, der mit dem EMDR-Verfahren die Traumata einfach, effektiv, schnell und nachhaltig auflöst. Die Erleichterung ist anschließend sehr groß, man fühlt sich freier und manche Menschen erreichen erst danach überhaupt ihr Herz und können ins positive Fühlen kommen. Schaake & Friends arbeitet hier seit Jahren mit Susanne Eingärtner und Renate Clemens erfolgreich zusammen.

Ich möchte noch ein Beispiel anführen, das wir in fast allen Familien vorfinden und das von Generation zu Generation unbewusst, aber mit weitreichenden Folgen weitergegeben wird:

Häufig klagen Eltern (meist die Mütter) darüber, dass ihre Kinder (meist die Jungs, aber wir finden das bei den Mädels auch) mittags aus der Schule kommen, ihre Taschen in die Ecke werfen und dann grummelnd in ihrem Zimmer verschwinden.

Meist sieht man sie nur aus dem Zimmer kommen, wenn sie Hunger oder Durst haben und sich über den Kühlschrank hermachen. In all diesen Fällen – und ich habe noch niemals hier eine Ausnahme erlebt – ist die Frage der Eltern, wenn Sohn oder Tochter aus der Schule kommen, die gleiche: „Wie war`s?“ oder etwas abgewandelt „Wie war`s in der Schule?“

Unsere Kinder werden hier schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt ausschließlich auf Leistung und fachliche Arbeit reduziert. Der Mensch in seiner Gesamtheit wird nicht gesehen. Mir ist klar, dass das nicht Absicht ist, aber das spielt keine große Rolle. Denn das Ergebnis ist das gleiche.

Sie sollten die Frage „Wie war`s?“ grundsätzlich aus Ihrem Sprachgebrauch streichen!

Fragen Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter beim nach Hause kommen: „Wie geht es Dir?“ Eine völlig andere Aussage, denn hier signalisieren Sie Interesse an den Empfindungen und Gefühlen Ihres Kindes. Von der Schule werden sie dann schon noch was erzählen, wenn es etwas Wichtiges gab, aber was kann für Sie als Eltern wichtiger sein als die Gefühle und die Seelenlandschaft Ihres Kindes?

Der logische Rat, der sich an das vorher Geschriebene zum Thema Kommunikation direkt anschließt, lautet:

Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse!

Wir neigen dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen, weil wir glauben, diese Schlüsse seien die Wahrheit. Wir gehen von einer Annahme aus, aber wir missverstehen die Situation, wir nehmen die Worte oder Taten des anderen persönlich und kreieren unser Drama.

Wir nehmen die Dinge nicht wahr, wie sie wirklich sind, sondern wir sehen das, was wir sehen wollen, um recht zu haben. Bei menschlichen Beziehungen von Annahmen auszugehen und voreilige Schlüsse zu ziehen, bedeutet, echte Probleme heraufzubeschwören.

Privat klingt das dann so: „Du bist mein Mann / meine Frau! Du musst doch wissen, was ich mag / nicht mag.“ Nein, das muss der andere überhaupt nicht wissen, es sei denn, Sie sind mit einem Hellseher liiert, aber wer ist das schon von uns?

Nehmen wir ein berufliches Beispiel aus der Praxis: Sie teilen sich das Büro mit einem Kollegen, der viel telefonieren muss und die Angewohnheit hat, laut zu reden. Sie dagegen müssen sich auf Ihre Texte konzentrieren, was Ihnen aufgrund der Lautstärke schwerfällt. Sie haben nicht den Mut, ihn darauf anzusprechen, aber auf verschiedene Seufzer oder Ihr Räuspern reagiert der Kollege nicht.

Als Sie ihn eines Tages bitten, von der Mittagspause vom Bäcker etwas mitzubringen und er es vergessen hat, ist Ihr Urteil klar. Ihr Kollege will Sie ärgern. Dieser voreilige Schluss führt zu großen inneren Ärger bei Ihnen und unter Umständen zu einem echten Zerwürfnis. Und das nur, weil Ihnen der Mut fehlte, mit dem Kollegen zu sprechen.

Der Film könnte auch ein ganz anderer sein. Vielleicht ist Ihrem Kollegen nicht einmal bewusst, dass er für Sie zu laut telefoniert. Da Sie ihm gegenüber auch nichts erwähnt hatten, kommt er gar nicht auf die Idee, dass Sie sich gestört fühlen könnten. Und an dem Tag, an dem er Ihnen etwas vom Bäcker besorgen sollte, hat er vielleicht die Nachricht erhalten, dass seine Mutter schwer erkrankt ist und er mit seinen Gedanken wo ganz anders war als bei Ihrer Semmel.

Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, sondern fragen Sie nach oder klären Sie die Situationen ab, die Ihnen Unbehagen bereiten. Um bei dem Beispiel von oben zu bleiben: Erwachsen wäre gewesen, wenn Sie den Kollegen bei einer entspannten Kaffeepause darauf angesprochen und ihm freundlich erklärt hätten, dass Sie Mühe haben, sich bei seiner Lautstärke zu konzentrieren und ob sie nicht gemeinsam überlegen können, welche Lösungen Sie zusammen finden.

In den allermeisten Fällen werden Sie keine blöden Antworten bekommen, sondern ein überraschtes Gesicht und eine Entschuldigung. Dann können Sie lösungsorientiert arbeiten. Ziehen Sie voreilige Schlüsse, arbeiten Sie problemorientiert.

Von Annahmen auszugehen, ist Zeichen eines mangelnden Selbstwertgefühls, weil uns der Mut fehlt nachzufragen und / oder Grenzen zu setzen. Die Indianer haben hierzu einen schönen Spruch:

Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist.

Wenn Sie sich mit diesen drei Themen noch etwas mehr beschäftigen wollen, so können Sie „Die vier Versprechen“ von Don Miguel Ruiz lesen. Das vierte Versprechen aus gleichnamigen Buch lautet:

Tun Sie immer Ihr Bestes!

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat es leider hierzu nur allzu viele Missverständnisse gegeben. Don Miguel Ruiz sagt in seinem Buch folgendes: „Vergessen Sie aber nicht, dass Ihre Leistungsfähigkeit nicht konstant ist, sondern sich von einem zum nächsten Moment verändert. Daher wird Ihr Bestes manchmal von hoher Qualität sein und zu anderen Zeiten nicht so gut. Ihr Bestes wird also unterschiedlich sein, je nachdem in welcher Verfassung Sie sind.“

Leider wird dieser Leitsatz oftmals missverstanden oder missbraucht. Wir finden dieses Phänomen vor allem bei den Perfektionisten. Perfektionismus resultiert aus der Angst, nicht zu genügen. Und damit sind wir wieder beim Selbstwertgefühl. Echter Selbstwert kommt niemals aus dem TUN, sondern immer aus dem SEIN. Die entscheidenden Fragen sind hier also: „Wie liebenswert bin ich, wenn ich nichts tue?“, und: „Wie wertvoll bin ich, wenn ich nichts leiste?“

Wenn Sie das Gefühl haben, perfekt sein zu wollen, was schon gar nicht möglich ist, weil es Perfektionismus nur in der Theorie gibt, so laufen Sie Gefahr, Ihre Grenzen zu überschreiten, sich zu übernehmen und einen Burn-out oder andere körperliche Symptome in Ihr Leben zu ziehen.

Außerdem besteht die Gefahr, bei Arbeitgebern zu landen, die Ihre Schwäche für den Unternehmenserfolg ausnutzen. Daher achten Sie auf sich und spüren Sie immer gut in sich hinein, was Sie sich zumuten können. Sie werden feststellen, wenn Sie diese vier Versprechen an sich selbst umsetzen, werden Sie nicht nur beruflich Ihrem Erfolg näher kommen, sondern auf der privaten Ebene wird sich vieles Unerwünschte ebenfalls auflösen.

Zur Erinnerung:

  1. Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht.
  2. Nehmen Sie nichts persönlich.
  3. Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse.
  4. Tun Sie immer Ihr Bestes.

Sie werden vermutlich auch feststellen, dass es mühsam ist, einstudiertes Verhalten wieder aufzulösen. Bleiben Sie am Ball, es lohnt sich. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, diese Dinge passieren nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess. Wichtig ist, dass Sie anfangen.

Ganz wichtig: Fangen Sie nur, und wirklich NUR bei sich selbst an. Ändern Sie nur sich selbst und machen Sie andere niemals auf derartige Fehler aufmerksam, es sei denn, sie wurden ausdrücklich darum gebeten.

Erziehen Sie niemals andere Menschen, sondern erziehen Sie nur sich selbst. Die Veränderungen, die bei Ihnen entstehen, werden spürbar sein, und Ihr Umfeld wird ohnehin reagieren. Aber auf keinen Fall sollten wir missionieren.

Bedauerlicherweise lernen wir diese Dinge nicht in der Schule, und meist auch nicht im Elternhaus, denn die Eltern haben es ebenfalls nicht in der Schule gelernt, und die meisten Eltern sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie froh sind, wenn ihre Kinder möglichst keine Scherereien machen. Das ist ein trauriger Zustand unserer Gesellschaft, aber es ist so, wie es ist. Es hilft nicht, darüber zu lamentieren und die Schuld bei anderen zu suchen. Fangen wir an, die Dinge für uns zu lösen.

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