Den passenden Arbeitgeber zu finden, kann leicht sein, wenn man viel Glück hat oder sich als eine schwierige Aufgabe gestalten. Es geht ja nicht einfach nur darum, dass der andere Sie nimmt – es soll ja für beide Seiten eine zufriedenstellende und erfolgreiche Lösung sein. Im Prinzip ist es wie mit einer Partnerschaft: Es müssen sich zwei finden, die sich mögen, die die gleichen Werte und Interessen haben und sich in anderen Bereichen gut ergänzen. Auch wenn das nicht immer einfach sein mag, kann man das Ganze auch ein bisschen strategischer angehen als nur nach dem Prinzip Hoffnung zu verfahren.
„Welches Unternehmen können Sie denn empfehlen?“ Diese Frage bekomme ich in den Abschlussgesprächen meiner Berufsberatungen immer wieder gestellt, doch sie lässt sich weder mit dem einen Unternehmen beantworten, noch in einem Satz. Oftmals lassen sich viele junge Menschen von einem Schein blenden, den Unternehmen ausstrahlen, weil sie als „cool“ gelten. Das trifft sicher auf BMW zu, weil dort recht ansehnliche Autos gebaut werden und auch auf Google, von dem man sich eine lockere Atmosphäre erhofft. Das sind die beiden beliebtesten Arbeitgeber, wenn man Schüler fragt. Danach folgen Audi, Porsche und Bosch. Ob diese Firmen die Erwartungen dann auch erfüllen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Ich würde die Suche nach dem passenden Arbeitgeber ähnlich professionell gestalten wie die Berufsfindung an sich.
Denn wenn Sie nur die „großen“ bekannten Studiengänge kennen und sich für einen davon entscheiden, kann es sein, dass es einen oder mehrere andere gäbe, die viel besser zu Ihnen passen, Sie kennen sie nur nicht. Und so ist es mit den Arbeitgebern auch: Wenn Sie nur nach den „Großen“ Ausschau halten, weil Sie von denen mal gehört haben, so gehen die vielleicht spannenderen und besseren an Ihnen einfach vorbei. Schade! Denn es gibt in Deutschland einen Haufen Unternehmen, die nicht nur spannende Sachen machen, Weltmarktführer und wirtschaftlich gesund sind, sondern die auch eine gute Unternehmenskultur pflegen und in denen Mitarbeiter sehr wertgeschätzt werden.
Da Sie mit diesem Problem nicht alleine dastehen, haben sich findige Köpfe etwas ausgedacht: wissenschaftlich fundierte Arbeitgeberchecks.
Die bringen Sie auf ganz neue Ideen, und Sie verzichten daraufhin vielleicht auf eine Bewerbung bei Audi oder bei Bosch, wo Sie mit Ihrer Bewerbung einer von 100.000 bzw. 200.000 sind. Im Jahr versteht sich…
Die Prüfinstitute erfassen deutschlandweit und teilweise auch europa- oder weltweit verschiedene Aspekte wie Jobsicherheit, Firmenkultur, Work-Life-Balance, Personalführung und Weiterbildung. Hier können dann auch die so genannten „Hidden Champions“ punkten, die man zunächst nicht auf dem Radar hat oder sogar überhaupt nicht kennt.
Weil alle Arbeitgeber mit derselben Methodik analysiert werden, gelingt der Vergleich recht gut. Allerdings gibt es verschiedene Prüfinstitute, die unterschiedliche Kriterienkataloge verwenden. Es kann sich also lohnen, sich mit den Prüfinstituten und deren jeweiligen Kriterien auseinanderzusetzen. Die einen achten mehr auf weiche Faktoren wie Fairness, Teamgeist oder Glaubwürdigkeit, die anderen mehr auf harte Fakten.
Für diejenigen unter Ihnen, die München mal verlassen wollen, um etwas anderes zu sehen oder die gar nicht aus München kommen und auch nicht die Absicht haben, hier zu arbeiten (Richtig! Woanders ist es auch sehr schön und München ist sauteuer, die Mieten sind kaum bezahlbar, ständig gewinnt der FCB und das mia san mia kann ganz schön nerven), für die gibt es an dieser Stelle die verschiedenen Prüfinstitute. Das sind:
- Top Employers Institute
- Great Place to work
- Top Job
- INQA-Audit des Bundesarbeitsministeriums
- Beruf und Familie – eine Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung
Sie werden sich wundern, wen Sie da alles finden, und Sie werden sich wundern, welche Firmen Sie dort nicht finden – und das seit Jahren!
Es macht sicher wenig Sinn, die jeweiligen Listen von A bis Z durchzugehen. Sie sollten sich zunächst intensiver damit auseinandersetzen, worauf Sie Wert legen. Was ist Ihnen wichtig in einem Unternehmen, damit Sie sich wohlfühlen und dort auch eine berufliche Zukunft sehen? Antworten wie: ich brauche nette Kollegen oder ich hätte gern viel Gestaltungsspielraum helfen da nicht weiter. Wenn Sie sich etwas Klarheit verschafft haben, schauen Sie sich die Bewertungskriterien der Prüfinstitute genauer an, da sie variieren. Diese können Sie dann selektieren, und so kommen Sie den für Sie passenden Firmen schon ein großes Stück näher.
Für diejenigen unter Ihnen, die in München bleiben wollen (die Stadt ist super, es gibt einfach keine Alternative; die Seen, die Berge, die Sicherheit und Sauberkeit, so viel Grün, der Lifestyle und das bei bayrischer Gemütlichkeit ohne Wirtschaftskrisen – das ist alles Geld wert), und die sich nicht mit deutschlandweiten Firmen auseinander setzen wollen, für die habe ich drei Alternativen parat, die Sie vermutlich überraschen werden.
- Die Stadt München
Tja, da staunen Sie? Die Stadt München beschäftigt ca. 33.000 Mitarbeiter, etwa ein Zehntel sind Führungskräfte, von denen fast die Hälfte aus Frauen besteht. Und von denen wiederum haben 20 Prozent einen Teilzeitjob. Es geht also doch, dass Führungskräfte in Teilzeit arbeiten können, auch wenn viele Firmen stets behaupten, dass es nicht realisierbar sei. Insgesamt beträgt der Anteil an Teilzeit bei der Stadt München über 31 Prozent). Der Deutsche Bildungspreis 2013 ging daher auch an die Isar, denn die Stadt München gibt pro Jahr knapp 4 Millionen Euro für Bildungsmaßnahmen aus und hat ein vorbildliches Bildungs- und Talentmanagement. Pro Jahr beginnen etwa 500 Azubis dort ihre Ausbildungen. Tätigkeitsbereiche sind zum Beispiel Verwaltung, Bau und Verkehr, Stadtplanung, Bildungs- und Rechtswesen, Kultur und IT. - Die Stadtwerke München
Für die Stadtwerke arbeiten rund 7.800 Mitarbeiter. Es wird viel Wert auf Leistung gelegt, aber die Stadtwerke bieten auch viel, indem sie die Bedürfnisse der Belegschaft ernst nehmen. Dazu gehören auch Maßnahmen, die Beruf und Privatleben besser vereinen, wie das Mutter-Kind-Büro. Derzeit liegt die Frauenquote laut Aussage der Stadtwerke nur bei 20 Prozent; Ziel ist jedoch, diese deutlich zu erhöhen, was auch gelingen kann, da innerhalb des nächsten Jahrzehnts etwa ein Drittel der Belegschaft in Rente geht. Pro Jahr werden rund 140 Azubis in 14 Berufen eingestellt. Um insbesondere den Mädels eine Ausbildung schmackhaft zu machen, stellen sich die Stadtwerke sogar in den Schulen vor. Aber auch Studenten finden zahlreiche Angebote von Praktika, über Bachelor- und Masterarbeiten, bis zu Förderprogrammen und anschließenden Trainees. - Der Münchner Flughafen
Konzernweit sind hier rund 8.000 Mitarbeiter beschäftigt, und der Flughafen wurde bei den World Airport Awards für den besten Flughafen in Europa mit dem besten Personal ausgezeichnet! Neben dem Aviationbereich ist der Konzern auch für den Großteil der Dienstleistungen am Flughafen verantwortlich: also auch Airport-Klinik, Gastronomie und Shoppingareale – egal ob es sich um den Feuerwehrmann, den McDonalds Verkäufer oder um die Verkäuferin in einer der Edelboutiquen handelt. Billigjobs sucht man in diesem Unternehmen vergeblich – im Gegenteil: in Gastronomie und Einzelhandel wird übertariflich bezahlt. Die Zeitarbeit soll jetzt laut der Geschäftsführung auf maximal 5 Prozent begrenzt werden und außerdem gibt es ein breites Spektrum an Zusatzleistungen wie Kindertagesstätten, vergünstigte Urlaubs-, Shopping- und Gastronomieangebote, Kantinenzuschuss oder hauseigenes Fitnessstudio.
Und natürlich gibt es in München und Umgebung noch andere wirklich wertvolle Unternehmen, denen ihre Mitarbeiter wichtig sind und die zukunftsorientierte Lebens- und Arbeitskonzepte integrieren.
Sie sehen, es lohnt sich, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen! Und es ist eine Beruhigung zu sehen, dass es Unternehmen gibt, die sehr wohl an einer Vereinbarung zwischen Familie und Beruf interessiert sind. Chapeau!