Erfolg und die Big Five for Life – Teil 2

Erfolg und die Big Five for Life – Teil 2Wenn Sie Ihr bestmögliches Leben führen wollen, dann ist es nicht nur notwendig, Ihren ZDE zu kennen und auf Ihre BFFL in Ihrer Freizeit hinzuarbeiten. Sie tun außerdem gut daran, ein Unternehmen zu finden, in dem Sie Ihr Geld verdienen und das mit Ihrem ZDE kompatibel ist. Es erfordert Mut, hier konsequent zu sein, aber es lohnt sich über die Maßen.

Man ist schnell in der Versuchung, das erstbeste zu nehmen, wegen der Sicherheit. Vor allem, wenn Eltern oder Partner einem im Nacken sitzen. Lassen Sie sich nicht beirren. Nirgendwo steht geschrieben, dass Sie ein Arbeitssklave sind, der keine Forderungen stellen darf. Die Agentur für Arbeit mag das so sehen, aber die können Sie getrost ignorieren. Menschen, die ihren ZDE leben, werden dort nur ganz selten auflaufen.

Ich werde am Ende meiner Beratung häufig von meinen Kunden gefragt, wie sie ein gutes Unternehmen (z. B. für den Ausbildungsplatz vor dem Studium) finden.

Für die, die einen guten Ausbildungsplatz suchen, bietet sich tatsächlich die Seite der Arbeitsagentur an. Allen anderen empfehle ich durchaus XING. Die Vorgehensweise ist nur zu Beginn etwas unterschiedlich, danach ist sie identisch.

Wenn Sie einen Ausbildungsplatz suchen, geben Sie auf der Seite der Jobbörse der Arbeitsagentur die entsprechenden Begriffe in die Suchfelder ein, dann bekommen Sie ein Suchergebnis mit einer Anzahl x an Vorschlägen von Firmen.

Wenn Sie in ein anderes Unternehmen wechseln wollen, und die Ihnen bekannten Mitbewerber kommen nicht infrage, sondern Sie wollen sich anderweitig orientieren, dann gehen Sie zu XING, dem Business-Online-Portal. Mal angenommen, Ihre größte Leidenschaft sind Taschen. Sie lieben Taschen in allen möglichen Arten, Größen und aus allen möglichen Materialien. Dann geben Sie entsprechende Begriffe in die Suchmaske ein und XING wird Ihnen unzählige Firmen präsentieren, die in irgendeiner Form mit Taschen zu tun haben.

Ab diesem Zeitpunkt laufen beide Suchverfahren identisch ab. Sie kommen nicht umhin, jede Firma anzuklicken und auf deren Seite zu gehen. Schauen Sie sich das Unternehmen hinsichtlich der Online-Präsenz an. Sieht die Seite angenehm und freundlich aus? Ist sie übersichtlich? Steht dort etwas über die Philosophie des Unternehmens? Was sagt die Karriereseite? Stellt das Unternehmen nur Forderungen, was Sie alles mitbringen müssen oder können Sie auch erkennen, was man Ihnen bietet?

Alle Unternehmen, die sich positiv für Sie anfühlen (Fühlen! Nicht von Ihrem Verstand schön geredet.) tragen Sie mit Verknüpfung in eine Excel-Tabelle ein. Wenn Sie das gemacht haben, können Sie diese Firmen anhand von Online-Bewertungen filzen, und zusätzlich sollten Sie noch auf www.kununu.de gehen, um ein besseres Gefühl für die Unternehmen zu bekommen. Danach starten Sie Ihren Bewerbungsprozess.

Wenn Ihr ZDE sehr eingeschränkt ist und Sie kein Unternehmen dabei gefunden haben, sollten Sie den Radius erhöhen, notfalls auch über Deutschland hinaus.

Während der Bewerbungsphase ist es wichtig, dass Sie sich zwar gut präsentieren, aber Ihren zukünftigen potenziellen Partner (nichts anderes ist die Firma) auch entsprechend durchleuchten. Seien Sie offen und ehrlich. Ihr Gegenüber wird das zu schätzen wissen, denn er weiß so bereits in der Bewerbung, dass Sie keine Spielchen spielen und man immer weiß, woran man mit Ihnen ist. Dadurch erübrigen sich Spekulationen, die nur unnötig Zeit und Energie fressen. Sie werden Ihren Partner finden.

Mein Tipp: Lassen Sie die Finger von Konzernen. Suchen Sie nach kleinen Einheiten mit flachen Hierarchien, schnellen Entscheidungswegen, einem innovativen Führungsstil und nach echten Leadern, die Ihren ZDE zu schätzen wissen. Meist werden Sie bei den Hidden Champions fündig.

In meiner mittlerweile langen Zeit des Berufslebens habe ich mich auch mit Führungskompetenzen beschäftigt. Interessant hierbei ist, dass in den allermeisten Fällen zu lesen oder zu hören war, was einen schlechten Führungsstil ausmacht. Man bekam andauernd Negativbeispiele, aber selten mal echte Vorbilder zu Gesicht. Und die auch nur schemenhaft.

Wenn wir in unserem Leben nur Negativbeispiele sehen, dann wissen wir bestenfalls, was wir nicht wollen oder wie wir nicht sein wollen, aber wir wissen dann immer noch nicht, wie es positiv geht und wie man selbst sein möchte, und zwar so, dass die Führung von Mitarbeitern auch funktioniert. Dieses Prinzip können Sie auf alle Bereiche des Lebens übertragen.

Ich selbst hatte das Vergnügen, einige Jahre mit einer Führungskraft zu arbeiten, die mir in vielerlei Hinsicht ein Vorbild sein konnte. Es handelte sich um den Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens, der mit seinem Stil wie kein anderer das Unternehmen prägte und zum Erfolg brachte. Als er sich aus dem aktiven Geschäft zurückzog, war schnell klar, dass auch meine Zeit gekommen war, zu gehen.

Er hatte allerdings einen Haken, und daher taugt er nicht zum generellen Vorbild: Er war noch einer von der alten Schule und sehr patriarchisch. Das ging über die Jahrhunderte gut, und man konnte von Glück sprechen, wenn man für einen menschlichen Patriarchen arbeitete. Doch wir leben nun im 21. Jahrhundert, und diese Zeit ist vorbei. Es musste also irgendwie anders gehen.

Während ich nach seinem Weggang darüber grübelte, welchem Unternehmen ich in Zukunft meine wertvolle Lebenszeit zur Verfügung stellen möchte, kam aber genau von diesem Patriarchen die goldene Lösung. Wir hatten uns zum Mittagessen verabredet und wollten mal ganz unter uns besprechen, wie es für jeden von uns beiden nun weitergeht.

Als die Reihe an mir war, sah er mich nach meinen laut ausgesprochenen Überlegungen an und sagte wortwörtlich: „Liebe Frau Schaake, Sie sind keine gute Mitarbeiterin. Sie sind viel zu schnell, viele andere können Ihnen nicht folgen, Sie sind zu ungeduldig und zu innovativ und Ihrer Zeit etwas voraus. Tun Sie sich und allen anderen einen Gefallen, machen Sie sich selbständig.“

Peng! Das saß! Er lachte, tätschelte meine Hand, weil er natürlich sofort in meinem Gesicht meine Gedanken lesen konnte, und meinte: „Nur Mut! Sie schaffen das. Das ist Ihr Ding!“

Ich wusste, dass er vollkommen richtig lag, und ich hatte im Grunde keine Angst vor der Selbständigkeit, aber meine finanzielle Situation war nach meiner Scheidung angespannt, um es freundlich auszudrücken. „Ich bin mir sicher“, sagte er schmunzelnd, „dass Sie eine Lösung finden werden. Sie Schelm, Sie sind hochintelligent.“

Nach unserem Mittagessen brauchte ich etwa eine Woche, dann stand meine Strategie fest.

Einige Monate später verließ ich das Unternehmen mit einer sehr ordentlichen Abfindung, die mir etwas Freiheit ermöglichte. Danach habe ich mich nie mehr anstellen lassen. Ich arbeitete kurze Zeit als kaufmännischer Freelancer im Bereich Human Ressources in einer mir bekannten Gesellschaft, um eine Lücke zu kitten, die eine Mitarbeiterin mit ihrer Krankheit gerissen hatte und bekam danach ein Angebot von einer Personalberatung, um als selbständige Headhunterin zu arbeiten.

Ich war glücklich, weil ich meinen Traum des Headhuntings erfüllt hatte. Aber dieses Glück war nur von kurzer Dauer. Ich stellte nämlich fest, dass meine Vorstellung des Headhuntings nicht ganz mit der Realität zusammen passt, und dass es genau diese Differenz war, die mich in meiner Arbeit unglücklich machte.

Es ist wichtig für uns, unsere Träume zu leben. Dabei wird es manchmal von Nöten sein, Korrekturen durchzuführen. Nur sollten Sie nicht an Ihren Träumen etwas ändern, damit es zu Ihrem Leben passt, sondern Sie sollten Ihr Leben korrigieren, damit es zu Ihren Träumen passt!

In meinem Fall war die Situation folgende: Ich hatte mir schon länger gewünscht, als Headhunter zu arbeiten und das war mir gelungen. Ich war erfolgreich, arbeitete für tolle Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, war bei meinen Auftraggebern angesehen und verdiente sehr ordentlich. Das ist mehr, als die meisten Menschen von sich behaupten können. Dennoch war ich nicht zufrieden.

Es gab bei jedem Auftrag gewisse Prozesse, die ich erledigen musste, aber nicht mochte. Ich musste zu viel telefonieren, was ich nicht mag, hantierte mit zu vielen Tabellen, was ich noch viel weniger leiden kann und ich konnte nicht wirklich gestalten. Ich bekam den Auftrag, eine bestimmte Position zu besetzen und suchte den richtigen Mann oder die richtige Frau, aber gestalten konnte ich nicht. Es gab ein paar unliebsame Tätigkeiten, die ich delegieren konnte, was aber meine Einkünfte schmälerte und mir dennoch keine hinreichende Befriedigung brachte.

Sie erinnern sich an meinen ZDE? Mein ZDE ist, zu gestalten und dabei alles tun zu können, was mir Freude bereitet, und alles andere nicht tun zu müssen.

Aller Ruhm, alles Geld hat keinen Wert, wenn Sie Ihren ZDE nicht kennen und nicht leben.

Ich sage nicht, dass es einfach war, mich vom Headhunting zu verabschieden. Im Gegenteil, denn ich bin bei niemandem auf Verständnis für meine Situation gestoßen. Die Masse der Menschen, vor allem die Frauen, sind auf Sicherheit gepolt. Sie wollen es kuschelig, harmonisch und möglichst wenig persönliche Herausforderungen. Sie bleiben in ihrem begrenzten Denken und erwarten, dass ihr Umfeld dafür sorgt, dass es ihnen gut geht. Sie lassen sich durch Ihre eigenen Ängste und die Ängste ihres Umfeldes in ihrer Erfüllung behindern.

Sie leben in einem Gefängnis und bemerken es nicht einmal, weil sie von außen Zustimmung erhalten. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist enorm hoch. Sie leben nicht ihr Leben. Viele vegetieren, aber leben nicht. Das ist unsäglich traurig. Das sind aber genau die Menschen, die andere davon abhalten wollen, ihre Träume zu leben!

Mal angenommen, Sie wollen ein herausragender Arzt werden, am besten später Chefarzt in einem Klinikum und Sie wollen sich Tipps holen, um erfolgreich an Ihr Ziel zu gelangen. Zu wem werden Sie gehen, um sich wertvolle Tipps zu holen? Gehen Sie zu einer Bekannten Ihrer Mutter, die als Krankenschwester in einem Klinikum arbeitet und selbst nicht weitergekommen ist, um sie zu fragen, wie man erfolgreich Arzt wird? Oder wenden Sie sich an einen erfolgreichen Chefarzt, den Sie anrufen und ihn bitten, sich für Sie zehn Minuten Zeit zu nehmen?

Ich sage nicht, dass Krankenschwester ein schlechter Job ist. Aber wenn Sie Chefarzt werden wollen, sind die Tipps der Krankenschwester eher wertlos.

Also hören Sie niemals auf die Menschen, die selbst nicht ihren ZDE leben und stattdessen ein unbefriedigtes Dasein fristen, selbst wenn es sich um Ihre Eltern handelt, und suchen Sie sich die passenden Vorbilder, um zu wachsen und zu lernen.

In meinem Fall war mir klar, dass ich für mein Glück etwas anderes brauche als den Job des Headhunters, blöderweise hatte ich nur keine alternative Idee. Da es wenig Sinn macht, sich den Kopf zu zerbrechen, gab ich mein Problem weiter an diejenigen, die jedes Problem lösen können – die geistige Welt. Ich bat das Universum um Hilfe und ließ los. Die Hilfe kam in Form meines pubertierenden Sohnes, der nicht wusste, was er beruflich machen sollte. Der Rest ist Geschichte.

In meiner Berufsberatung habe ich meine Berufung gefunden.

Die Dinge, die ich nicht mag – und das ist tatsächlich gar nicht so wenig – delegiere ich an die Menschen, deren Leidenschaft diese Dinge sind, während ich mich auf das konzentriere, was ich kann: Menschen zu analysieren und deren Karrieren zu gestalten.

Im Grunde genommen ist es egal, ob Sie sich selbständig machen oder angestellt sind. Der Vorteil der Selbständigkeit ist der, dass Sie zum einen unkündbar sind und zum anderen Ihren ZDE bzw. den ZDE Ihres Unternehmens klarer bestimmen und leben können, während Sie als Angestellter jederzeit Ihren Job verlieren können und Sie erst einmal ein Unternehmen finden müssen, das sich mit Ihrem ZDE deckt. Das Wissen darum, dass Sie als Angestellter jederzeit kündbar sind, macht Sie unfrei in Ihren Handlungen und oftmals unvernünftig, was Ihre Gesundheit angeht.

Daher ist es von enormer Bedeutung, wem Sie Ihre wertvolle Lebenszeit schenken. Mir ist völlig klar, dass die wenigsten Menschen darüber nachdenken, dass sie eine wertvolle Lebenszeit haben, die sie einem anderen zur Verfügung stellen. Diese Menschen kennen weder ihren ZDE noch haben sie das nötige Selbstwertgefühl, um so zu denken. Wenn Sie auch zu denen gehören, sollten Sie das schleunigst ändern.

Bei der Gelegenheit möchte ich mal auf eines hinweisen: Wir sprechen immer von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die Arbeitgeber sind dabei auf der Firmenseite. Ich finde es zumindest mal bemerkenswert, dass man die Bedeutungen vertauscht hat. Wenn Sie in einem Unternehmen arbeiten, dann geben Sie Arbeitsleistung, während der andere diese annimmt. Und nun denken Sie mal darüber nach, warum die Begrifflichkeit vertauscht wurde. Durch dieses Vertauschen kommen Sie unbewusst in eine Schuld und damit in eine schlechte emotionale Position.

Sie sind ein wertvoller Mensch und haben es nicht verdient, Ihre wertvolle Zeit an irgendein Unternehmen zu geben, das Sie nicht hinreichend wertschätzt.

Das Buch „The Big Five for Life“ von John Strelecky ist eine wahre Offenbarung für alle Unternehmer, Führungskräfte und solche, die es werden wollen. Ich liebe dieses Buch und bin mir sicher, dass die Reise genau da hingeht. Führungskräfte – egal ob Vorstände, Geschäftsführer oder Manager – die ihr Unternehmen nicht so aufstellen, wie es Strelecky beschreibt, werden in Zukunft abgeschafft. Entweder, weil sie entlassen werden, oder weil sie ihr Unternehmen ruinieren, denn es wird immer jemanden geben, der es verstanden hat, worum es in Zukunft wirklich geht.

Es gibt zwei Arten, ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Man kann sich an einem bisher bewährten Geschäftsmodell orientieren und es mit Menschen und Gehältern so ausstatten, dass Menschen bereit sind, für das Unternehmen zu arbeiten. Damit kann man erfolgreich sein. Die meisten Unternehmen werden auf diese Art geführt.

Will man aber besonders erfolgreich sein, muss man das Pferd von hinten aufzäumen, indem man den Menschen die Möglichkeit gibt, ihr Geld mit einer Tätigkeit zu verdienen, die sie erfüllt, die sinnvoll ist und die mit ihrem persönlichen ZDE zusammenhängt. Und erst dann macht man sich die anderen erfolgreichen Geschäftsmodelle zunutze.

Der Gewinn sollte das Hauptaugenmerk jedes Unternehmers sein, darüber sind wir uns vermutlich alle einig, denn wenn ein Unternehmen keine Gewinne einfährt, wird es irgendwann in der Versenkung verschwinden. Damit sind die Gewinne nicht nur für das Unternehmen wichtig, sondern auch für dessen Mitarbeiter.

Es gibt zwei wichtige Faktoren, die mit Mitarbeitern zu tun haben, und die sich erheblich auf den Gewinn auswirken. Das ist einmal die Produktivität (hier geht es um die Effizienz der Mitarbeiter) und das ist zum anderen die Fluktuation (wie oft kündigen Mitarbeiter und wie oft müssen Stellen neu besetzt werden).

Strelecky beschreibt in seinem Buch exzellent, wie enorm die Gewinne steigen, wenn die Produktivität zunimmt. Was, glauben Sie, motiviert Sie mehr? Wenn Sie einen Job ausüben, der okay ist und in dem Sie ein ordentliches Gehalt bekommen oder wenn Sie einen Job ausüben, in dem Sie ebenfalls ein ordentliches Gehalt bekommen, der Sie aber erfüllt, der Sie glücklich macht und in dem Sie vielleicht sogar Ihren ZDE leben können?

Stellen Sie sich vor, die Produktivität der Mitarbeiter steigt um 15 Prozent. Wie wird sich das dann im Gewinn des Unternehmens widerspiegeln?

Die Fluktuation ist die zweite Stellschraube, die Firmen zur Verfügung steht, wobei diese je nach Branche sehr unterschiedlich ist. Es gibt Branchen, die bei durchschnittlich 15 Prozent liegen und Branchen, die bei fast 50 Prozent Fluktuation liegen. In den meisten Firmen wird diesem Faktor jedoch wenig Beachtung geschenkt. Im Gegenteil, vielfach sind Führungskräfte auch froh, wenn jemand geht, weil sie erstmal das Gehalt einsparen.

Ganze Heerscharen von Unternehmensberatern fallen seit Jahrzehnten in Firmen ein und sorgen für Massenentlassungen, um die Kosten zu reduzieren, weil sie die Menschen lediglich als Kostenfaktor betrachten, statt den Fokus auf Produktivität und Fluktuation zu legen, um die Gewinne zu steigern.

Naja, wer will es ihnen verdenken? Sie lernen in den Unis dieser Welt die falschen Hebel kennen, die sie dann in den Unternehmen anwenden, zumal sie dort ebenfalls auf Manager treffen, die nichts anderes gelernt haben. So ziehen sich falsche Denkansätze durch die Jahrzehnte. Fluktuation ist eine der schmerzhaftesten Kostenfallen eines Unternehmens überhaupt. Das gemeine daran ist: Diese Kosten sind so wenig offensichtlich. Grundsätzlich entstehen in jedem Unternehmen Kosten für die Einstellung neuer Mitarbeiter: Entweder bezahlt man Personalberatungen bzw. Headhunter, oder man muss selbst Anzeigen schalten und in aufwändigen Prozessen die Bewerbungsunterlagen und die Bewerber sichten. Dafür braucht das Unternehmen dann eigene Mitarbeiter, die ebenfalls Geld kosten. Dann muss der oder die Neue eingearbeitet werden. Das mag den meisten noch einleuchten.

Aber nun kommen die versteckten Kosten, denn jeder Mitarbeiter schaltet ab dem Moment ein paar Gänge runter, in dem er sich nach einem anderen Arbeitsplatz umsieht. Und je näher der letzte Tag im Unternehmen rückt, umso weniger engagiert er sich. Wir sprechen hier von einem Zeitraum von etwa drei Monaten und mehr, denn viele tragen sich mit dem Gedanken des Wechsels über viele Monate. Das heißt, die Produktivität im Unternehmen sinkt dramatisch.

Erschwerend kommt die geringe Produktivität des neuen Mitarbeiters hinzu, der erst einmal eingearbeitet werden muss, und bis der auf Hochtouren läuft, vergehen ebenfalls Monate. Spätestens an dieser Stelle empfehle ich allen Unternehmern und Führungskräften, mal den Taschenrechner in die Hand zu nehmen.

Es gibt noch einen Punkt, der den Gewinn des Unternehmens erheblich schmälert: Ein Unternehmen hat mit Kunden, Lieferanten und Händlern zu tun. Die schätzen es überhaupt nicht, mit wenig motivierten oder noch nicht guten Leuten zu tun zu haben. Schon gar nicht mögen sie Veränderungen. Sie haben gern längerfristige Beziehungen. Wenn das nicht gegeben ist und zusätzlich der Service nicht so hoch wie gewünscht ist, suchen sich diese Leute andere Partner. Das Unternehmen muss also nicht nur neue Mitarbeiter suchen, sondern im ungünstigsten Fall einige neue Kunden, Händler oder Lieferanten. Und das kostet richtig Zeit und Geld.

Die großen namhaften Firmen machen da keine Ausnahme, im Gegenteil. Sie werden hier eher die miesesten Arbeitsbedingungen finden. Googeln Sie doch mal „BMW Fluktuationsrate“. Sie werden staunen!

Für Unternehmen bedeutet das, dass sie nicht jemanden einstellen sollten, der möglichst gut geeignet ist, sondern der gut zur Unternehmenskultur passt.

Nach einer Studie der Cornell University und des Gevity-Instituts haben die Unternehmen, denen es gelingt, ihre Angestellten nicht über finanzielle Anreize zu motivieren, sondern ein „familienähnliches Umfeld“ zu schaffen, 23 Prozent mehr Gewinn und 67 Prozent weniger Fluktuation. Das ist aber nur mit Führungskräften möglich, die ihre Arbeit eng mit ihrem eigenen Zweck der Existenz verknüpfen können.

Für Sie bedeutet das, sich sorgfältig das Unternehmen auszusuchen, dem Sie einen sehr großen Teil Ihrer Lebenszeit zur Verfügung stellen.

Überlegungen, die durch Ihr Ego kommen (Fahrtzeit, Gehalt, namhaftes Unternehmen, Firmenfahrzeug, Bonuszahlungen, vermeintlich sichere Stellung), sind dabei wenig zielführend. Bleiben Sie konsequent bei Ihrem ZDE und glauben Sie an sich. Ihr Mut wird sich auszahlen – und zwar in jeder Hinsicht.

Bildnachweis: NRThaele – pixabay.com

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