Schulsport in Deutschland – von jeher antiquiert

shutterstock_92983396_400pxLeichtathletik, Schwimmen, Turnen, Fußball … So sehen oftmals die Stundenpläne der Schulen im Sport aus. Wollen wir diese Liste erweitern, dann landen wir bei Badminton, Handball, Volleyball. Auffällig ist, dass – mit Ausnahme von Fußball – diese Sportarten in den Statistiken nicht zu den beliebtesten Sportarten der Deutschen gehören. Ebenso auffällig ist, dass der Sport selten draußen stattfindet, sondern in miefigen Turnhallen mit Bodenbelägen, die die Verletzungsanfälligkeit erhöhen. Zeit, sich einer Sportart zu widmen, die zu den gesündesten überhaupt gehört. Und das ist Golf! 

Ärzte und Wissenschaftler beklagen zunehmend mangelnde Bewegung bei Kindern und Jugendlichen. Gerade in Zeiten von Smartphones, IPads und Computern kommt dem Schulsport daher verstärkt Bedeutung zu. Mal ganz abgesehen davon, dass Turnhallen für Einwanderer zweckentfremdet wurden, sollte man den Schulsport genauer unter die Lupe nehmen. Ist dieser überhaupt noch zeitgemäß?

In meinen Beratungen stelle ich immer wieder fest, dass die meisten jungen Menschen Sport gern mögen, wobei die Jungs meist Fußball an erster Stelle haben gefolgt von Skifahren, bei den Mädels ist es eher Tanzen, Tennis, Skifahren und Reiten. Alles Sportarten, die in der Regel nicht an Schulen stattfinden. Schaut man über den Ärmelkanal hinweg auf britische Schulen oder Internate, zeigt sich hingegen ein völlig anderes Bild.

Warum finden sich also immer wieder Sportarten in den Schulen, die in der Beliebtheitsskala weit unten vor sich hindümpeln?

Meine Vermutung ist: Nur wenige Lehrer sind experimentierfreudig, man macht das, was man schon immer machte (daher ist das deutsche Schulsystem auch seit Jahrzehnten antiquiert) und (eine Beobachtung, die ich seit Jahren mache) Lehrer sind häufig neidische Zeitgenossen. Also wird was angeboten, was nichts kostet, alles andere wird sofort als nicht praktikabel oder elitär abgestempelt, ohne sich je bemüht zu haben, Lösungen zu finden.

Daher wird es Zeit, eine Lanze zu brechen für einen Sport, der zu den am meisten missverstandenen in Deutschland gehört. Golf bedient alle Klischees, und hat nichts, aber auch gar nichts mit diesen Klischees zu tun!

Diese Vorurteile lauten: Golf kann ich noch spielen, wenn ich in Rente bin, Golf ist langweilig, Golf ist teuer und nur was für Reiche, Golfspieler sind eine elitäre Gruppe.

Während Golf in anderen Ländern Volkssport ist und mit elitärem Getue nichts zu tun hat, war das in Deutschland tatsächlich mal anders, aber diese Zeiten sind schon lange vorbei! Golf ist schon länger nicht mehr elitär! Auch wenn es vielleicht den einen oder anderen Golfclub geben mag, in dem man erst mal von oben bis unten gemustert wird, um abzuklären, ob der Spieler es von seiner Kleidung her überhaupt wert ist, gegrüßt zu werden (so erlebt im Golfclub Wörthsee), so sind das eher Ausnahmen. Die meisten Golfclubs freuen sich über Mitglieder – und zwar ganz besonders über junge Mitglieder! Um diesen den Einstieg zu erleichtern, gibt es besonders günstige Aufnahmebedingungen. Und mehr und mehr Clubs bieten Specials auch für die Erwachsenen an, um ihnen den Einstieg in diesen wunderbaren Sport zu ermöglichen. Eine ganz günstige Alternative ist die Vereinigung clubfreier Golfer (VCG), die eine Mitgliedschaft ab 120 Euro jährlich anbietet. In den vergangen Jahren wurden immer mehr Clubs gegründet mit differenziertem Angebot, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. München hat gleich zwei Clubs in der Stadt: einen 9-Loch-Platz mitten drin im Stadtteil Thalkirchen (den ich persönlich nicht so dolle finde) und den GC München Riem direkt in und an der Galopp-Rennbahn, der auch mein Heimat-Club ist. Der Club besticht durch nette, vor allem junge Leute, unkompliziert, locker, überhaupt nicht spießig und – ganz wichtig (!) – ich kann meinen Hund mitnehmen. So haben wir beide was davon! Das geht zwar nicht in allen Clubs, aber nette Leute habe ich in vielen Clubs kennen gelernt; sowohl in Deutschland als auch weltweit. Elitäres Gehabe Fehlanzeige.

Golf ist langweilig. Klar… Geschmäcker sind verschieden, aber wenn Golf langweilig sein soll, dann ist Joggen tödlich langweilig. Oder Fitness-Training. Oder Schwimmen! Gruselig, in diesem gechlorten kalten Wasser stumpfsinnig seine Bahnen zu ziehen…Oder dieser Hallensport in miefigen Hallen, wo man Bälle mit einem Schläger gegen einen Gegner, oder schlimmer, gegen eine Wand knallt. Das Argument mit dem langweilig lassen wir mal, denn Golf ist hochkomplex für Körper, Geist und Seele. Und selbst wenn man jeden Tag nur seinen Heimatplatz spielt: Jede Runde ist anders, weil der Ball jedes Mal woanders zum Liegen kommt. Mal landet er mitten auf dem Fairway, wo er liegen sollte, mal im Gebüsch, mal im Bunker, mal im Wasser. Stets hat man eine neue Herausforderung zu bewältigen.

Und daher ist der Spruch „Golf spielen kann ich noch wenn ich alt bin“ völlig deplaziert! Golf ist die komplexeste und vom Bewegungsablauf her zweitanspruchvollste Sportart überhaupt – gleich nach Stabhochsprung. Wer im hohen Alter anfängt, sollte es besser lassen. Er wird nie in der Lage sein, so zu spielen, dass er wirklich Spaß dran hat und über ein gewisses (niedriges) Niveau auch nicht hinaus kommen. Während Kinder und Jugendliche völlig ohne Anstrengung ganz spielerisch den Bewegungsablauf hinbekommen, wird es mit zunehmenden Alter immer schwieriger. Es sei denn, man hat sich sehr gelenkig gehalten durch Yoga o.ä. und hat ein gutes Körper- und Ballgefühl. Also besser jung anfangen!

Und damit niemand auf die Idee kommt, ich will hier einfach nur meinen eigenen Sport anpreisen, warte ich auch gleich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auf, die viele überraschen werden.

Schon Paracelsus hat im 16. Jahrhundert gesagt: „Die Kunst des Heilens kommt von der Natur und nicht vom Arzt.“ Forscher in den Niederlanden haben mittlerweile herausgefunden, dass Krankheiten wie Depressionen, Herzleiden, Diabetes, Asthma und Migräne bei Menschen seltener vorkommen, die in der Nähe einer Grünanlage wohnen. Bäume und Wiesen vor den Fenstern lassen Kranke schneller gesund werden, verhelfen Schülern zu besseren Leistungen und senken die Neigung zu Gewalt. In Finnland, das mit hohen Depressions-, Alkoholismus- und Suizidraten zu kämpfen hat, ist es daher fester Bestandteil der Gesundheitspolitik, dass die Menschen in die Natur geschickt werden.

Angesichts dieser Ergebnisse sind Golfer also stark im Vorteil! Denn Sie verbuchen pro Runde in der Regel fünf Stunden in der Natur auf einer Runde (bei einem 9-Loch-Platz immerhin noch etwa zweieinhalb bis drei), da man das Aufwärmen und Einschlagen miteinrechnen muss. Wissenschaftler des Karolinska-Instituts in Schweden analysierten die Lebensdauer von 300.000 Golfern. Danach haben ältere Golfer (die schon lange spielen) ein 40% niedrigeres Sterberisiko als Altersgenossen mit anderen Sportarten. Die Golfer mit dem niedrigsten Handicap, die also auch am häufigsten spielen, hatten die höchste Lebenserwartung. Mit zunehmenden Handicap nahm das Sterberisiko zwar zu, aber diese Golfer hatten immer noch eine höhere Lebenserwartung als die Nichtgolfer.

Für den Forscher und Sportmediziner Herwegen aus Köln hat Golfsport eine Menge noch ungenutzter therapeutischer Bestandteile. Ziel könnte daher die partielle Finanzierung der Leistung durch Krankenkassen sein. Auch Schlaganfallpatienten kommen durch Golf viel schneller zurück ins Leben. Geht man auch noch zum Golfen in die Natur (es gibt auch Hallengolf…) sind die Ergebnisse noch signifikanter.

10 Gründe, warum Golf gesund ist und Schulsport werden sollte, soweit es von der Entfernung her möglich ist:

  1. Während einer Runde Golf verbrennt der Körper so viele Kalorien wie in zwei Stunden Joggen. Dabei belastet Joggen erheblich die Gelenke, Golf nicht!
  2. Ein Golfschlag beansprucht mehr als 120 Muskeln und bei korrekter Ausübung so schonend wie bei kaum einem anderen Sport. Die Verletzungsgefahr geht gegen null. Wer hier argumentiert, dass viele Golfer in die Physiotherapie gehen, dem kann ich nur entgegnen: Die haben entweder zu spät mit Golf begonnen oder wärmen sich nicht auf oder haben ohnehin Rückenprobleme oder eine Kombination daraus.
  3. Die Bewegung in der Natur entspannt und vermindert Stress. Spätestens dann, wenn man den Abschlag auf Loch 1 hinter sich gelassen hat. J
  4. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit werden deutlich trainiert.
  5. Das Gehirn kommt zur Ruhe. Durch die Fokussierung auf nur ein Ziel werden Kapazitäten frei, die zur Verarbeitung genutzt werden können. Gleichzeitig kann sich das Gehirn erholen und man schläft besser.
  6. Die Ausdauer wird trainiert, da man zügig über den Platz gehen muss und nicht bummeln darf, sonst ruft man die Sherriffs auf den Plan und wird angemahnt.
  7. Golfer über 55 haben weniger häufig Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht.
  8. Der korrekte Golfschwung entlastet den Rücken, denn gleichzeitig werden viele Muskelgruppen trainiert, die eine gute Stütze bieten.
  9. Dank verbesserter Augen-Hand-Koordination und dem ständigen Ausbalancieren des Körpers verbessert sich der Gleichgewichtssinn und Altersstürze werden verringert.
  10. Experten und Wissenschaftler sind sich einig, dass der Golfsport Patienten mit Burn-out und Depressionen hilft, schneller gesund zu werden und gegen beides auch vorbeugt.

Außer Yoga gibt es wohl keine Sportart, die so viele Vorteile bietet. Golf fordert technisch, mental, taktisch und physisch.

Wer je in die abgekämpften Gesichter der Top-Golfer nach einer Runde beim ehrwürdigen Golf-Masters in Augusta gesehen hat, ahnt, dass Golf anstrengend sein kann. Sehr anstrengend. Hinzu kommt: Man ist selten allein (außer Morgens um sechs in der Früh). In der Regel sind die Flights 3-4 Mann stark, so dass man entweder mit Freunden gemeinsam eine Runde gehen kann oder aber mit Fremden, die für gewöhnlich nett und wohlerzogen sind und die Etikette beherrschen.

À propos Etikette: diese und zumindest die Grundzüge des ausgiebigen Regelwerks im Golf sollte man kennen. Daher gibt es in Deutschland einen Platzreife-Kurs, den man bestehen muss. Golf ist übrigens die einzige Sportart, die ich kenne, die den Charakter eines Menschen so stark formt und vor allem offen legt! Kein Sport entblößt die Persönlichkeit effektiver. Willst Du Deinen zukünftigen Geschäftspartner besser kennen lernen? Gehe mit ihm eine Runde golfen! Danach weißt Du, was Du von ihm zu halten hast. Und Golf macht geduldig und demütig. Wann immer man eine richtig gute Runde absolviert hat, über die man noch Tage spricht, kann man sicher sein, dass daraufhin eine folgt, die eher zum Vergessen ist. Golfsport ist eine einzige Herausforderung! Am Ende entscheiden Fleiß, Disziplin, Talent und die Qualität der eigenen Entscheidungen über die eigene Leistung, nicht die Mitspieler.

Beim Golfen kann jeder mit jedem spielen und auch jeder gewinnen. Sogar der Neuling gegen den Clubmeister in der Brutto-Rechnung. Das macht das Handicap möglich. Wenn man etwas dran bleibt, ist der schnelle Erfolg gewiss und die Wahrscheinlichkeit, bei Turnieren vorn mit dabei zu sein, groß.

Golfsport bedeutet, qualitativ hochwertige Zeit zu verbringen. Zweieinhalb / viereinhalb Stunden mit gesunder Bewegung an der frischen Luft zu verbringen, mit Freunden oder neuen Bekannten und anschließend noch nette Gespräche zu haben bei einem Getränk – es gibt weitaus schlimmere Vorstellungen.

Man selbst entscheidet darüber, wieviel Zeit man mit Golf verbringen möchte. Man kann nur auf die Driving Range gehen und ein paar Bälle schlagen oder ein paar Pitches üben, man kann noch über den Kurzloch-Platz gehen oder sich für eine halbe oder ganze Runde entscheiden. Je nach Zeitfenster, das zur Verfügung steht. Und wenn man mal gar keine Zeit für Golf haben sollte, kann man einfach sein Bag in den Schrank stellen und für ein paar Wochen ruhen lassen. Als Reiter kann man das mit seinem Pferd nicht machen.

Arnold Palmer hat mal gesagt: „Golf ist trügerisch einfach und unendlich kompliziert. Es befriedigt die Seele und beleidigt den Intellekt. Es ist das beste Spiel, das jemals von der Menschheit erfunden wurde.“

Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Alles gute Gründe, Golf viel mehr zum Schulsport zu machen! Wie sieht es mit teurer Ausrüstung aus? Schläger kann man sich erstmal leihen oder gebraucht für wenig Geld kaufen, Golfschuhe braucht es nicht zwingend, denn es tun auch Sportschuhe, ein Polohemd mit Kragen reicht völlig aus, ebenso ist die Jeans kein Tabu mehr. Ein NoGo sind allerdings Hotpants und kragenlose Oberbekleidung. Was man zwingend kaufen sollte, ist ein Handschuh, der aber mit ca. 20 Euro erschwinglich ist.

Wer nach einigen Wochen oder Monaten „Blut geleckt hat“ und weiter machen möchte, darf sich darauf freuen, die vielfältigsten Plätze weltweit spielen zu können – egal ob in den Tropen, in der Wüste, an Steilküsten oder im Landesinnern. Allein die Bilder von Golfplätzen zu sehen weckt Sehnsüchte. Diese zu bespielen ist ein unbeschreibliches Gefühl und unvergessliches Erlebnis. Golf ist übrigens ein Sport in der Natur und mit der Natur. Hier gibt es nicht nur menschliche Begegnungen, sondern auch tierische. Während in unseren Breiten  die Fische in den Teichen, Vögel und Enten auf dem Platz die vorwiegend anzutreffenden Tiere sind, sieht es in anderen Ländern schon anders aus. In der Wüste Arizonas kann auch schon mal ein Bergpuma über den Platz schlendern, im Norden Nordamerikas haben sich schon Braunbären auf die schönen Plätze verirrt. Und in Florida, Südamerika, Afrika und großen Teilen Südostasiens haben wir es mit verschiedenen Krokodilarten zu tun, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Wer nicht Golf spielt, mag das für einen Scherz halten, aber dem ist nicht so. Wer in diesen Breitengraden golft, auch als Amateur, ist in der Nähe des Wassers stets in Hab-Acht-Stellung, und es könnte durchaus zum Vorteil gereichen, einen Ball verloren zu geben statt ihn spielen zu wollen mit der Gefahr, dass blitzschnell ein Krokodil aus dem Wasser springt. Wer da kein sensationelles Reaktionsvermögen hat und schnell sprinten kann oder sich mit dem Schläger nicht gezielt zur Wehr setzen weiß, steht auf verlorenem Posten. Langeweile sieht wirklich anders aus. 🙂

Bildnachweis: © Yuttasak Jannarong – shutterstock.com

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