Das Anschreiben

Das AnschreibenEs ist der Teil der Bewerbung, der uns allen vermutlich am meisten Kopfzerbrechen bereitet: das Anschreiben. Es soll individuell auf das Unternehmen zugeschnitten sein, gut aussehen und Sie perfekt repräsentieren. Und dann sitzt man plötzlich vor diesem leeren Bildschirm…

Beim Anschreiben sind vor allem zwei Punkte zu beachten: die formale Gestaltung und die inhaltlichen Angaben.
Formale Gestaltung: Sie gestalten das Anschreiben wie jeden förmlichen Brief auch. Ihr Name und Ihre Adressdaten stehen entweder oben links untereinander in der Ecke oder einzeilig mittig ganz oben als erste Zeile; das würde ich davon abhängig machen, wie viel Platz Ihr Text im Anschreiben einnimmt, denn das Anschreiben sollte eine Seite nicht überschreiten, aber auch nicht zu „leer“ aussehen.

Darunter – und zwar dort, wo sich das Fenster eines Umschlags befinden würde – stehen die Angaben des Adressaten: In der ersten Zeile steht der Name des Unternehmens, bei dem Sie sich bewerben in juristisch korrekter Form, also auch mit GmbH o.ä. Darunter steht der Name des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin des Unternehmens, an die oder den die Bewerbung geht. Wenn das nicht gleich ersichtlich ist, machen Sie sich die Mühe, das heraus zu finden. Rufen Sie an und fragen Sie nach! Und wenn Ihnen der Name (auch der Vorname) mitgeteilt wird, lassen Sie sich diesen buchstabieren, damit Sie diesen auch korrekt schreiben. Nichts ist peinlicher, als den Namen falsch zu schreiben und nichts ist ärgerlicher für den Adressaten, als den eigenen Namen falsch zu lesen. Darunter folgen die Straße und danach Postleitzahl und Ort. Die Leerzeile im Anschriftenfeld zwischen Name/Straße und dem Ort fällt übrigens seit einigen Jahren weg.

Darunter sollte das Datum stehen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit finde ich es am besten, das Datum rechtsbündig zu positionieren. Und bitte das Anschreiben nicht im Blocksatz schreiben, sondern immer linksbündig. Verwenden Sie für Deckblatt, Lebenslauf und Anschreiben immer die gleiche Schriftart und verwenden Sie eine Schrift, die angenehm zu lesen ist. Times New Roman ist eine Schriftart für eine konservative Zeitung, aber nicht für eine Bewerbung gedacht. Arial und Verdana sind beispielsweise klare, gut lesbare Schriftarten, wobei Arial sehr häufig verwendet wird und Verdana etwas breiter ist und damit mehr Platz einnimmt. Tahoma ist für Männer ganz schön, Calibri für Frauen. Probieren Sie ein bisschen herum und schauen Sie selbst, was schön für das Auge ist und Ihnen entspricht.

Dann schreiben Sie in die Betreffzeile, wofür Sie sich bewerben, ohne den Begriff „Betreff“ oder „Betr.“ zu verwenden, also zum Beispiel:

Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zur Kauffrau für Marketingkommunikation

Darunter kommt die Anrede, und hier verwenden Sie auf keinen Fall die Floskel „Sehr geehrte Damen und Herren,“ sondern Sie verwenden hier wieder den Namen, der bereits oben in der Adresszeile steht.

Inhalt des Anschreibens: Hier wird es nun anspruchsvoller. Viele haben schon Schwierigkeiten mit dem Einstieg und verwenden aus Verlegenheit den Satz „hiermit bewerbe ich mich für eine Ausbildung zum…“. Das steht aber schon in der Betreffzeile und muss nicht noch einmal wiederholt werden. Es gibt einige Dinge, die für ein Anschreiben besonders wichtig sind.

Versetzen Sie sich in die Position des Personalers. Was würden Sie gern lesen wollen, was interessiert Sie am Bewerber? Stellen Sie sich vor, Sie sind Geschäftsführer oder Personaler und müssen Bewerbungen sichten.

Stellen Sie sich vor, Sie lesen in einem Anschreiben:

Sehr geehrter Herr XY,

in Ihrer Stellenanzeige auf BACKINJOB.de habe ich gelesen, dass sie zum September 2014 Auszubildende suchen. Die von Ihnen beschriebenen Aufgaben und Tätigkeiten des Technischen Produkt Designers haben mich sehr angesprochen, daher möchte ich mich hiermit um diesen Ausbildungsplatz bewerben. Meine persönlichen Stärken liegen im Handwerklichen und Kreativen Bereich.
Ich halte mich für einen aufmerksamen Beobachter und versuche meine Talente sinnvoll einzusetzen, bin sehr kontaktfreudig und arbeite auch gerne im Team.
Mein Wunsch ist es eine Ausbildung in Ihrem Betrieb zu absolvieren.

Über Ihre Einladung zu einem Vorstellungsgespräch freue ich mich sehr.

Mit freundlichen Grüßen

Würden Sie nicht gern wissen wollen, was er derzeit überhaupt macht? Würden Sie nicht auch wissen wollen, warum er sich für diese Position interessiert? Und würden Sie nicht auch gern wissen wollen, warum er ausgerechnet in Ihrem Unternehmen arbeiten möchte und was er Ihnen zu bieten hat? Mal Hand aufs Herz: In diesem Schreiben erfahren Sie über den Bewerber so gut wie nichts! Wie hoch wird wohl die Motivation sein, diesen jungen Menschen einzuladen, wenn Sie noch 50 andere Bewerbungen auf dem Tisch haben?
Also packen Sie all das, was den anderen interessiert, in Ihr Anschreiben.

Schreiben Sie hinein, warum Sie diese Position oder diesen Ausbildungsberuf ergreifen wollen und was Sie an dem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, besonders fasziniert. Gehen Sie auf die Website und studieren Sie das Unternehmen genau. Suchen Sie die Punkte heraus, von denen Sie sich besonders angesprochen fühlen und beschreiben Sie Ihre Stärken, die vor allem zu diesem Unternehmen und zu der Position passen sollten. Strukturieren Sie das Ganze und füllen es dann mit den entsprechenden Zeilen. Ganz zum Schluss beenden Sie Ihr Anschreiben mit freundlichen Worten und drücken aus, dass Sie sich über ein persönliches Gespräch sehr freuen würden.

Schauen Sie sich zur Inspiration mein Muster-Anschreiben an. Der Schulabgänger beschreibt hier zunächst kurz, was er im Moment macht und dass er durch den Besuch der Berufsberatung sicher ist, sich für den passenden Ausbildungsberuf zu bewerben. Danach beschreibt er seine Stärken und anschließend, warum er an diesem Unternehmen interessiert ist. Beim Lesen bekommt der Personaler schon ein gutes Bild von diesem Bewerber und sieht auch, dass dieser sich Mühe gegeben hat. Wenn dann noch Lebenslauf und Foto gut und die Zeugnisnoten zumindest einigermaßen ordentlich sind, hat der Entscheider hier schon ein größeres Interesse, sich diesen jungen Mann zu einem persönlichen Gespräch einzuladen.

Dieses Muster-Anschreiben ist allerdings lediglich ein Beispiel und gilt eher für Schulabgänger. Wer sich für Führungspositionen bewerben würde, hätte einen etwas anderen Text. Jeder Bewerber ist sehr individuell und jedes Unternehmen ist es auch. Somit muss jeder Bewerber seine eigene Melodie finden. Sie sehen: Eine Bewerbung zu formulieren, ist ein anspruchsvolles Unterfangen, aber lohnenswert. Schließlich wollen Sie doch Ihren Traumjob antreten, der Ihnen über lange Zeit viel Freude bereitet. Dafür lohnt sich dieser zeitliche und finanzielle Aufwand.

Verwenden Sie für Ihre Bewerbung kein billiges 80g Kopierpapier, sondern ein werthaltiges 100g-Papier, das Sie in gut sortierten Bürobedarf-Geschäften erstehen können. Es darf auch leicht strukturiert sein, die Hauptsache ist, dass es nach etwas aussieht und dem Leser das Gefühl gibt, dass sich der Bewerber Gedanken und Mühe gemacht hat.

Und wenn Sie alles erstellt haben und meinen, dass nun nichts mehr zu verändern wäre, dann geben Sie Ihre Unterlagen einem Profi in Sachen Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung!

Sie schmunzeln? Nun, ich nicht. In über 90 Prozent der Fälle waren Bewerbungsunterlagen, die auf meinem Tisch landeten, fehlerhaft. Ob es Schlampigkeit war oder Unvermögen kann ich nicht beurteilen. Mir sind auch die Gründe nicht wichtig; ich sehe einfach nur, dass hier jemand entweder der deutschen Sprache und Rechtschreibung nicht mächtig ist oder aber in der Durchführung geschludert hat. Ich empfinde beides als völlig inakzeptabel. Diese Kritik wendet sich übrigens auch an Einser-Abiturienten. Ob es für einen Schüler von Notwendigkeit ist, ein hundert Jahre altes Gedicht von Rainer Maria Rilke zu interpretieren oder auf eine Internationale Schule zu gehen, wo nur noch Englisch gesprochen wird, kann man diskutieren. Als Deutscher die deutsche Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht zu beherrschen, halte ich auf jeden Fall für ein Armutszeugnis.

Profis hierin sind übrigens nicht unbedingt die eigenen Eltern. Suchen Sie sich eine ältere Germanistikstudentin, einen Journalisten oder einen Profi, der damit seinen Unterhalt verdient; auf jeden Fall jemanden, der hier absolut sicher ist und auch kleine Fehler sofort sieht, beispielsweise ein Leerzeichen zu viel und ähnliche Kleinigkeiten. Meine Kunden haben dieses Problem insofern gelöst, als dass ich höchstpersönlich über die Unterlagen schaue und die entsprechenden Verbesserungen einarbeite.

Bildnachweis: © Ingo Bartussek – fotolia.com

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