Wie Sie sich richtig bewerben

Positiv auffallen – Das ist es, worum es bei einer Bewerbung geht. Dreißig bis maximal sechzig Sekunden haben Sie Zeit, um zu punkten. Dann entscheidet sich, ob Sie auf den Stapel „Nochmal anschauen“ kommen, oder ob Sie aussortiert werden. Mit meinem 10-Punkte-Plan möchte ich Sie für eine erfolgreiche Bewerbung fit machen.

Suchen Sie sich zuerst sehr sorgfältig das Unternehmen aus, für das Sie sich bewerben wollen. Und dann versetzen Sie sich in Ihr Gegenüber; je nach Größe des Unternehmens ist es die Sekretärin und/oder der Geschäftsführer, der Abteilungsleiter oder der Personaler. Das sind zwar sehr unterschiedliche Personen, aber Sie alle eint das gleiche Dilemma: Sie haben keine Zeit. Sie stehen unter Druck, müssen hundert Dinge gleichzeitig erledigen, und das Sichten von unzähligen Bewerbungen ist zusätzlich ein zeitraubender Faktor. Sie können ein toller Mensch und Mitarbeiter mit hohen psychosozialen Kompetenzen sein: wenn Sie hier nicht überzeugen, sind Sie raus aus dem Rennen!

Hier kommt mein 10-Punkte-Plan, der Ihnen zu einer erfolgreichen Bewerbung verhelfen kann.

1.    Das richtige Unternehmen finden

Wenn Sie einen Ausbildungsplatz suchen, eignen sich besonders die Seiten der IHK und der Agentur für Arbeit: www.ihk-lehrstellenboerse.de sowie www.arbeitsagentur.de. Auf der Internetseite www.kununu.com finden Sie Arbeitgeberprofile und vor allem Erfahrungsberichte. Die Rubrik für Azubis ist in verschiedene Kategorien unterteilt: So können Sie Bewertungen über Ausbilder lesen, über die Aufgaben und die Karrierechancen, aber auch über das Betriebsklima, den Spaßfaktor und auch den Respekt. Diese Seite ist natürlich nicht nur für Berufseinsteiger interessant, sondern auch für alle anderen Bewerber, die sich etwas mehr informieren möchten.

Wenn Sie sich bewerben, werden Sie sich vermutlich nicht nur auf ein Unternehmen konzentrieren, sondern Ihre Bewerbung an mehrere Unternehmen versenden. Es mag merkwürdig klingen, aber es kann clever sein, sich zunächst bei den Unternehmen zu bewerben, die auf der Wunschliste nicht ganz oben stehen. Das gibt Ihnen die Gelegenheit, Telefonate zu üben und mehrere Vorstellungsgespräche zu absolvieren, die Ihnen mehr Sicherheit für Ihr Wunschunternehmen geben.

Machen Sie sich sichtbar

Wenn Sie bereits eine Weile im Arbeitsleben stehen, rate ich Ihnen aus eigener Erfahrung, Ihr Profil auf speziellen Plattformen öffentlich zu stellen. Monster bietet sich durchaus an, wenn Sie auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind. Ich halte es jedoch für sinnvoll, auch öffentlich zu sein, wenn Sie nicht auf der Suche nach Neuem sind. Eine exzellente Plattform bietet XING. Während Monster für Firmen und Headhunter eine recht teure Angelegenheit ist, die sich daher nur wenige Headhunter leisten, sieht das bei XING schon ganz anders aus. Daher tummeln sich so gut wie alle Headhunter auf XING, um passende Kandidaten zu finden. Ich bin in meiner eigenen Zeit als Headhunterin einigen Kandidaten begegnet, die in Ihrem Leben nur eine einzige Bewerbung verschicken mussten, und das war die nach ihrem Studium. Anschließend wurden sie alle paar Jahre von Headhuntern abgeworben – für interessantere und noch besser bezahlte Jobs.

2.    Mappe oder Online-Bewerbung

Wenn in der Ausschreibung steht, dass Sie sich nur online bewerben sollen, dann tun Sie das auch. Wenn man Ihnen das frei lässt, also beide Verfahren möglich sind, dann bewerben Sie sich immer mit Mappe. Hier hat der Personaler etwas in der Hand, das eine gewisse Wertigkeit ausstrahlt.

3.    Die Bewerbungsmappe

Machen Sie es dem Empfänger leicht, indem er gern Ihre Bewerbung in die Hand nimmt. Nicht nur die Optik ist wichtig, auch die Haptik. Geben Sie sich die größtmögliche Mühe bei der Auswahl und Erstellung der Mappe. Denn:

Wenn Sie das tun, was alle tun, dann werden Sie das bekommen, was alle bekommen.

Übersetzt heißt das: Wenn Sie sich ebenso wenig Mühe geben wie die meisten anderen, werden Sie entweder weiter ohne Ausbildungsplatz, Praktikum oder Anstellung bleiben oder müssen das nehmen, was für Sie übrig bleibt und Ihnen vielleicht nicht so gut gefällt.

4.    Das Bewerbungsfoto

Das erste, worauf der Blick fällt, ist im Normalfall Ihr Foto. Und das macht etwa 50 Prozent aus! Daher sollten Sie das Beste nehmen, das Sie zur Verfügung stellen können. Dass man keine Ganzkörper- oder Urlaubsfotos versendet, hat sich bereits herum gesprochen. Aber woran erkennen Sie einen sehr guten Fotografen?

Sein Arbeitsaufwand mit Ihnen beträgt ungefähr eine bis anderthalb Stunden und er macht zwischen 60 und 100 Aufnahmen von Ihnen, möglichst in unterschiedlicher Kleidung und in unterschiedlichen Posen. Er sollte fit sein in Bildbearbeitung, entsprechende Schminke vor Ort haben und Sie fragen, für welche Position und für welche Branche Sie sich bewerben, denn es ist ein Unterschied, ob Sie sich z.B. als Steuerfachangestellte/r oder im Bereich Marketing oder PR bewerben. Die Aussage in Ihrem Gesicht muss eine ganz andere sein. Die Kosten für solch ein Fotoshooting liegen üblicherweise zwischen 200 und 300 Euro, eine Investition fürs Leben, die es Ihnen wert sein sollte.

5.    Deckblatt/Lebenslauf

Das Deckblatt mit Foto, Adressdaten und der Position, für die Sie sich bewerben, ist eine hübsche Kann-Option, der Lebenslauf muss dagegen perfekt sein. Im Lebenslauf präsentieren Sie dem Leser schnell und übersichtlich die wichtigsten Daten zu Ihrer Person. Schnell und übersichtlich sind hier die Zauberworte. Gestalten Sie das Seitenlayout so, dass der Leser auf den ersten Blick alles Wesentliche, das ihn interessiert, sofort erkennen kann. Nach den persönlichen Angaben folgen die beruflichen Tätigkeiten, Praktika, das Studium oder die Ausbildung, dann die Schullaufbahn und schließlich alles, was für den Leser sonst noch interessant ist. Wichtig: beginnen Sie immer mit den neuesten Daten! Niemand will sich durch Ihre alten Tätigkeiten oder durch ihre Grundschuldaten lesen, um an die Essenz Ihrer jetzigen Tätigkeit zu kommen.

Eine klare und übersichtliche Strukturierung erleichtert dem Personaler das Lesen. Und denken Sie daran, auch bei den Praktika oder Ihrem Engagement stichwortartig Ihre Tätigkeiten hineinzuschreiben. Wenn Sie ein Praktikum absolviert haben, dann weiß der Leser nicht, ob Sie dort nur Kaffee gekocht haben und am Kopierer standen oder ob Sie bei einigen Aufgaben auch aktiv mitgestaltet haben.

6. Anschreiben

Beim Inhalt des Anschreibens wird es nun noch anspruchsvoller. Viele haben schon Schwierigkeiten mit dem Einstieg und verwenden aus Verlegenheit den Beginn „hiermit bewerbe ich mich für eine Ausbildung zum…“. Das steht aber schon in der Betreffzeile und muss nicht noch einmal wiederholt werden.

Es gibt einige Dinge, die für ein Anschreiben besonders wichtig sind. Versetzen Sie sich in die Position des Personalers. Was würden Sie gern lesen wollen, was interessiert Sie am Bewerber? Sie würden wissen wollen, was er derzeit macht, warum er sich für diese Position interessiert, warum er ausgerechnet in Ihrem Unternehmen arbeiten möchte und was er Ihnen zu bieten hat. Und genau das packen Sie alles in Ihr Anschreiben. Jeder Bewerber muss dabei seine eigene Melodie in der Bewerbung finden.

7. Formales

Achten Sie darauf, keine Knicke, Fingerabdrücke, verwischte Tinte oder andere Spuren des Lebens auf den Unterlagen zu verewigen, unterschreiben Sie Anschreiben und Lebenslauf mit einem guten Stift, den Sie vorher etwas „warm gekritzelt“ haben und dann darf das Ganze in die Post.

Wenn Sie Ihre Mappe versenden, legen Sie den Unterlagen unbedingt einen frankierten Rückumschlag bei. Sie werden sich in dem Unternehmen Freunde machen, denn das Zurücksenden von Bewerbungsunterlagen ist in vielen Unternehmen ein nicht zu unterschätzender Zeit- und Kostenfaktor.

8.    Online-Bewerbung

Mit der Möglichkeit, per E-Mail viele Arbeitgeber kostengünstig in kürzester Zeit zu erreichen, hat auch die Masse der Bewerbungen enorm zugenommen. Viele Bewerbungen per Mail sind nicht selten halbherzig oder nachlässig verfasst, nehmen den Personalern aber trotzdem viel Zeit weg. Für dieses Problem haben sich einige Firmen, insbesondere die ganz Großen, bei denen im Jahr Tausende von Bewerbungen eingehen, eine Lösung gesucht, die sich Online-Bewerbung nennt. Diese Online-Formulare zwingen den Bewerber, sich klar zu äußern, wer er ist, was ihn motiviert und warum er diese Stelle bei dem Unternehmen haben möchte.

Dieses Verfahren geht nicht zack-zack, sondern erfordert Zeit und gute Vorbereitung. Die Fragen sind nicht immer eindeutig formuliert und es kann insbesondere bei den frei formulierten Antworten zu Missverständnissen kommen. Ihre Daten werden zumeist nicht mehr von Menschen gesichtet, sondern durchlaufen ein digitales Filtersystem, das nach bestimmten Stichwörtern sucht und ausfiltert. Sie sollten also gut vorbereitet sein und benötigen auf jeden Fall Zeit und Nerven. Vielfach erwarten Arbeitgeber auch eine Kombination aus Online-Verfahren und klassischer Bewerbung in digitaler Form (E-Mail-Bewerbung).

9.    Die E-Mail-Bewerbung

Alles, was Sie bereits über das Thema Bewerbungsmappen gelesen haben, gilt auch für die E-Mail-Bewerbung. Sie sollten Ihre Unterlagen als pdf-Dokument formatieren, damit Sie sicher sein können, dass der Leser Ihre Bewerbung genauso bekommt, wie Sie sie auch sehen. Andernfalls kann es durch Formatierungsprobleme zu optischen Brüchen kommen, die nicht sehr schön aussehen.

Achten Sie darauf, immer den richtigen Ansprechpartner herauszufinden und ihm persönlich die Unterlagen zuzusenden, wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Unterlagen im virtuellen Nirwana verschwinden, weil sich niemand zuständig fühlt. Bezeichnen Sie Ihre Anhänge korrekt und: Ihre Bewerbung sollte nicht zu viele Anhänge haben. Es gibt inzwischen auch gute kostenlose Programme, mit denen Sie pdf-Dateien zu einem einzigen Dokument zusammenführen können.

10.  Telefonisches Nachhaken

Zunächst einmal wäre es wichtig, dass Sie per Post oder per E-Mail eine Eingangsbestätigung erhalten, damit Sie die Sicherheit haben, dass Ihre Bewerbung überhaupt angekommen ist. Wenn das nicht geschieht, sollten Sie auf jeden Fall nachfragen, wobei Sie sich auch die Frage stellen sollten, ob Sie in einem Unternehmen arbeiten wollen, das nicht einmal die grundlegenden Basics menschlichen Miteinanders beherrscht.

Jetzt ist die Frage, wie schnell es weiter geht. Das kann manchmal sehr schnell gehen, wenn das Unternehmen dringenden Bedarf hat und Sie mit Ihrer Bewerbung den Nerv des Personalers treffen. Ich habe Kunden, die schon wenige Tage nach Eingang der Unterlagen zu einem Gespräch eingeladen worden sind. Es kann aber auch dauern; in Einzelfällen sogar sehr lange. Wenn Sie auch nach zwei Wochen noch nichts gehört haben, sollten Sie sich mit dem Unternehmen telefonisch in Verbindung setzen. Vermeiden Sie aber, alle Nase lang anzurufen und nachzuhaken. Dann erscheint man leicht lästig.

Sollten Sie eine Absage erhalten ohne dass Sie zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen worden sind, wird eine telefonische Nachfrage nichts bringen – Sie waren vermutlich einer von vielen. Wenn Sie allerdings mehrere Bewerbungen verschicken, ohne eine Einladung zu erhalten, lässt das darauf schließen, dass Ihre Bewerbungsmappe nicht den oben genannten Kriterien entsprach. Spätestens dann sollten Sie einen Profi beauftragen.

Dringen Sie auf eine Begründung

Wenn Sie eine schriftliche Absage erhalten nachdem Sie sich im Unternehmen vorgestellt haben, wird der Grund für die Absage so gut wie nie genannt. Stattdessen lesen Sie ein oberflächliches standardisiertes Bla Bla. Die Verantwortlichen machen es sich hier sehr leicht, um Sie abzuwimmeln und sich nicht weiter mit Ihnen zu beschäftigen. Ich kritisiere dieses Verhalten scharf und empfehle allen dringend, sich das nicht gefallen zu lassen. Rufen Sie an und verlangen Sie, dass man Ihnen die Gründe dafür nennt und lassen Sie sich nicht abwimmeln. Warum? Ganz einfach. Wenn man Ihnen nicht die Wahrheit sagt, was man als störend bei Ihnen empfand oder was gefehlt hat, gibt man Ihnen nicht die Möglichkeit, das zu ändern. Für mich ist dieses Verhalten kein Zeichen von Diplomatie, sondern ein Zeichen von mangelnder Konfliktfähigkeit und mangelnden Respekts Ihnen gegenüber.

Und nun: Viel Erfolg!

Herzlichst,
Ihre Marion Schaake

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