Schilder und was??? Wenn es in Gesprächen um den Ausbildungsberuf zum Schilder- und Lichtreklamehersteller geht, ernte ich oft ratlose Blicke. Kaum jemand kennt diesen Job oder weiß gar, was man dabei genau macht. Für mich gehört er zu den 25 interessantesten Ausbildungsberufen und hat eine eigene Vorstellung verdient.
Reklame auf Schildern und Plakaten gehört zu den ältesten Formen der Außenwerbung. Seit der Entdeckung und Verbreitung des elektrischen Lichtes werden Glühlampen und insbesondere Leuchtstoffröhren zum Beleuchten der Werbetafeln und zum Setzen von Akzenten genutzt. So entstand die Leuchtreklame, die heute das Stadtbild prägt.
Bereits 1934 wurde der Beruf im Verzeichnis der Gewerbe, die handwerksmäßig betrieben werden können, unter den Bezeichnungen Schildermaler bzw. Schilderhersteller aufgeführt und im Laufe der Jahrzehnte an technische Entwicklungen angepasst. Letztmalig wurde im Jahr 1999 die Berufsausbildung Schilder- und Lichtreklamehersteller aktualisiert, und eine neue Ausbildungsverordnung trat in Kraft.
Die Anpassungen bezogen sich vor allem auf die neuen Erfordernisse der Fachkräfte als Dienstleister und Werbegestalter. Insbesondere wurden neue Technologien berücksichtigt, aber auch die Ausbildungsbereiche Marketing, Planung und Organisation wurden neu geordnet.
Worum geht es konkret?
Schilder- und Lichtreklamehersteller gestalten und realisieren nach Kundenwünschen und eigenen Entwürfen Kommunikations- und Werbemaßnahmen für den Innen- und Außenbereich. Dafür setzen sie zunächst die Entwurf-Skizzen am Computer um oder bearbeiten digitale Daten am Bildschirm. Danach schneiden und bearbeiten sie Trägermaterialien wie Acrylglas, Metalle oder Verbundmaterialien nach diesen Vorlagen, um daraus Buchstaben, Schilder oder Leuchtkästen herzustellen. In den vergangenen Jahren sind weitere Arbeitsfelder hinzugekommen: beispielsweise der Digitaldruck und das so genannte Car-Wrapping (Fahrzeugvollverklebung).
Neben den kreativen und handwerklichen Aufgaben berät der Schilder- und Lichtreklamehersteller seine Kunden bezüglich der ästhetischen, werbewirksamen und technischen Aspekte. Außerdem führt er Angebots- und Verkaufsgespräche durch.
Schilder- und Lichtreklamehersteller arbeiten vorwiegend bei Firmen der Werbetechnik, in handwerklichen Schilderwerkstätten, bei Ausstellungs- und Kongressveranstaltern sowie bei Firmen im Bereich Fahrzeugbeschriftung. Darüber hinaus sind sie beispielsweise in Druckereien für Siebdruck und Folientechnik und in Montagebetrieben für Lichtreklame tätig.
Wie sieht die Ausbildung aus?
Schilder- und Lichtreklamehersteller ist ein anerkannter, geregelter Ausbildungsberuf nach der Handwerksordnung und hat eine Ausbildungsdauer von drei Jahren. Die Betriebe stellen überwiegend Schulabgänger mit einem mittleren Bildungsabschluss ein. Wer sich für diese Ausbildung entscheidet, sollte Interesse an praktisch-konkreten und kreativ-gestaltenden Tätigkeiten, gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Sinn und Gespür für Ästhetik haben. Auch eine gute Körperbeherrschung, handwerkliches Geschick und technische Fähigkeiten sind beim Erlernen dieses Berufes hilfreich.
Im 1. Ausbildungsjahr geht es unter anderem darum
- wie man Kommunikations- und Werbemaßnahmen entwirft und gestaltet
- wie man Kommunikations- und Werbeanlagen, Leitsysteme sowie Messe- und Ausstellungsstände herstellt
- was man über Werbeelektrik und Lichttechnik wissen muss
- wie Kommunikations- und Werbeanlagen montiert, gewartet und demontiert werden
- wie man Beschriftungen und bildliche Darstellungen entwickelt
- wie man Arbeitsplanung und -organisation sowie Qualitätsmanagement durchführt
- was man über Kundenberatung und -service, Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit und Umweltschutz wissen muss.
Während des 2. Ausbildungsjahres wird den Auszubildenden u.a. vermittelt
- wie Schriften, Zeichen, bildliche Darstellungen und Ornamente rechnergestützt entworfen, skizziert und reingezeichnet werden
- wie dreidimensionale Kommunikations- und Werbeanlagen hergestellt werden
- wie leitende Verbindungen für Kommunikations- und Werbeanlagen für den Betrieb mit Hoch- und Niederspannung hergestellt werden
- wie man kundenorientierte Bedarfsanalysen erstellt
- wie Informations- und Kommunikationssysteme aufgabenorientiert eingesetzt werden
- wie Fertigungszeichnungen, Druckvorlagen und bildliche Darstellungen rechnergestützt hergestellt werden.
Im 3. Ausbildungsjahr lernen die Auszubildenden
- wie man Tragkonstruktionen und Leitsysteme herstellt
- wie man bildliche Darstellungen durch Schreiben, Malen, Schneiden, Drucken, Fräsen, Spritzen, Vergolden und Applizieren herstellt
- wie man Effektbeleuchtungen herstellt
- wie man auftragsbezogene Fotografien anfertigt und elektronische Bildbearbeitung durchführt
- wie man Kunden berät
- wie man Materialverbrauch und Zeitaufwand berechnet und dokumentiert
- wie man dreidimensionale Kommunikations- und Werbeanlagen montiert
Der Verdienst
Das Einkommen des Schilder- und Lichtreklamenherstellers ist wesentlich von den jeweiligen Anforderungen abhängig. Daneben werden in der Regel Berufserfahrung und Verantwortlichkeit berücksichtigt.
Neben einer Grundvergütung werden teilweise Zulagen und Sonderzahlungen wie 13. Monatsgehalt, Urlaubsgeld und vermögenswirksame Leistungen gezahlt. Zudem gibt es auch regionale und branchenabhängige Einkommensunterschiede – insofern sind die folgenden Angaben nur Richtwerte.
Die tarifliche Bruttogrundvergütung für Berufseinsteiger liegt an Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei durchschnittlich 2.130 Euro im Monat.
Auszubildende erhalten eine Vergütung, die sich ebenfalls überwiegend nach tarifvertraglichen Vereinbarungen richtet:
1. Ausbildungsjahr: ca. 500 Euro
2. Ausbildungsjahr: ca. 550 Euro
3. Ausbildungsjahr: ca. 650 Euro
Geht da noch mehr?
Nach einer erfolgreichen Ausbildung und ersten Berufserfahrungen bieten sich Schilder- und Lichtreklameherstellern einige Optionen, um sich weiterzubilden. So besteht die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen. Diese Art der Weiterbildung kann, je nach Anbieter, in Vollzeit, Teilzeit oder auch berufsbegleitend absolviert werden.
Darüber hinaus bieten unterschiedliche Fachschulen oder auch die Industrie- und Handelskammern bzw. die Handwerkskammern diverse Weiterbildungsmöglichkeiten. In Frage kommen für Schilder- und Lichtreklamehersteller unter anderem
• Betriebswirt für Marketingkommunikation
• Technischer Fachwirt
• Fachkaufmann in der Handwerkswirtschaft
• Staatlich geprüfter Gestalter Fachrichtung Werbe- und Mediengestaltung
• Staatlich geprüfter Gestalter Fachrichtung Produktdesign
• Ausbilder für anerkannte Ausbildungsberufe
• Geprüfter Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung
Weitere Spezialisierungen sind in den Bereichen Auto- und Schaufensterbeschriftungen, Firmentafeln und Schilder, Baugrafik und Lichtreklamen möglich. Schilder- und Lichtreklamehersteller mit Hochschulzugangsberechtigung können studieren und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Bereich Produktdesign, Mediendesign oder auch Kommunikationsdesign erwerben. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung ein Studium möglich (meist werden der Meistertitel und ein gewisses Maß an Berufserfahrung gefordert).
Wer sich selbstständig machen möchte, kann z.B. einen eigenen Betrieb im Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk übernehmen oder gründen – auch ohne Meisterprüfung oder langjährige Berufstätigkeit.
Der Beruf ist also bestens geeignet für Schulabgänger, die einen kreativ-technischen Beruf suchen, der sich immer weiterentwickelt und entsprechend Anforderungen stellt, oder auch als Grundlage für ein späteres Studium.
Quellen:
Bundesagentur für Arbeit
Zentralverband des Deutschen Handwerks e. V.
Fritz-Henßler-Berufskolleg