Ausbildung zum Brunnenbauer

Ausbildung zum BrunnenbauerUnter Brunnenbauer können sich die wenigsten Menschen etwas vorstellen. Außer vielleicht: Die bauen eben Brunnen. Das ist zwar nicht verkehrt, wird diesem heute sehr anspruchsvollen Beruf allerdings nicht gerecht. Technisches Verständnis ist ebenso wichtig, wie handwerkliches Geschick, Teamarbeit und ein hohes Maß an Reisebereitschaft. Für mich gehört er zu den 25 interessantesten Ausbildungsberufen. Deshalb möchte ich ihn heute hier näher vorstellen.

Der Brunnenbau ist eines der ältesten Handwerke, das sich jedoch im Laufe der Zeit technisch stark verändert und um Aufgaben erweitert hat. In früheren Jahrhunderten war der Bau von Brunnen schwere Handarbeit. Heute haben neue Verfahren, Geräte und Computertechnik ihren Weg in den Brunnenbau gefunden. Deshalb gehört das Erschließen großer Bohrtiefen und das Bohren großer Durchmesser heute zum Alltag der Brunnenbauer. Sie sind aber auch in den unterschiedlichen Bereichen des Spezialtiefbaus und in der Geothermie tätig.

Wie sieht das konkret aus?

Ein Brunnen ist meist nur einen Teil eines größeren Projekts, in das die Brunnenbauer eingebunden sind. So errichten sie auch komplette Pumpwerke, stellen Behälter- und Wasserreinigungsanlagen auf, verlegen Rohrleitungen und führen Installationsarbeiten aus. Die Wasserversorgung und -entsorgung gehört ebenso zu ihren Aufgaben. Mit unterschiedlichen Bohrverfahren werden Baugrund erschlossen, Lagerstätten von Bodenschätzen erkundet und Boden- und Wasserproben entnommen.Die Errichtung und der Betrieb von Grundwasser-Absenkungsanlagen gehören hierbei zu den klassischen Domänen der Brunnenbauer.

Im Rahmen des Umweltschutzes sind Brunnenbauer auch bei der Erkundung des Grundwassers im Bereich von alten Deponien und anderen, möglicherweise kontaminierten Standorten, tätig. Auch die Sanierung und Regenerierung von Brunnen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hinzu kommen Arbeiten auf dem Gebiet der Geothermie, also der Erschließung von Erdwärme zur direkten Nutzung für Heizungsanlagen.

Kein Job für „Büro-Menschen“

Brunnenbauer müssen „wetterfest“ sein und dürfen weder Schmutz noch Lärm scheuen. Sicherheitsschuhe, Gehörschutz und Helm gehören meist zur Standardausrüstung im Arbeitsalltag. Zudem wird von Brunnenbauern ein hohes Maß an Reisebereitschaft erwartet, denn in den seltensten Fällen liegen die Einsatzorte auch in direkter Nähe zum Wohnort – im Gegenteil: Brunnenbauer sind oft bundesweit, teilweise sogar im angrenzenden Ausland unterwegs und kommen dann nur am Wochenende nach Hause. Da Brunnenbauer auch in der Entwicklungshilfe sehr gefragt sind, bieten sich auch hier (zumindest vorübergehend) Einsatzmöglichkeiten.

Beispiele für konkrete Tätigkeiten eines Brunnenbauers sind:
• Geräte, Anlagen und Maschinen bedienen und instand halten, Reparaturen veranlassen
• Bohrstellen bzw. Brunnenbaustellen einrichten und absichern (z.B. Absperrungen, Verkehrsleiteinrichtungen aufstellen)
• Geräte und Werkzeuge auswählen und einrichten
• Vertikale oder auch horizontale Bohrungen für Baugrunduntersuchungen, für die Wassergewinnung bzw. zum Bau von Brunnen, zur Erdwärmegewinnung, zur Grundwasserabsenkung oder für Tiefgründungen von Bauwerken durchführen
• Filter- und Füllkiese in den Brunnen einbringen
• Abdichtungsmaterialien einbringen
• Brunnen klarpumpen, entsanden, entkeimen und beproben, Leistungspumpversuche ausführen, Protokolle erstellen
• Brunnenschächte durch Erdaushub und Einbau von Fertigteilen herstellen
• Schachtabdeckungen und Brunnenköpfe einbauen, Abdichtungsarbeiten ausführen
• mechanische, hydraulische und chemische Verfahren zur Brunnen-Regenerierung durchführen
• Pumpen und Fördereinrichtungen prüfen, warten und reparieren
• Grundwasserabsenkungsanlagen errichten und betreiben

Wie werde ich Brunnenbauer?

Ein bestimmter Schulabschluss wird für die Ausbildung zum Brunnenbauer nicht vorgeschrieben, die Betriebe erwarten aber in der Regel einen Realschulabschluss, der zumindest im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich gut sein sollte. Die Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt dual, also im Betrieb und in der Berufsschule. Im zweiten und dritten Lehrjahr werden die Azubis aus fast allen Bundesländern, darunter auch Bayern, in länderübergreifenden Fachklassen in Bad Zwischenahn (nördl. Niedersachsen) unterrichtet. Dort haben sie jeweils zwei bis drei Wochen Blockunterricht und werden für diesen Zeitraum vor Ort untergebracht.

Im Betrieb lernen die angehenden Brunnenbauer unter anderem:
• wie man Bauteile aus Stahlbeton und Beton herstellt
• worauf beim Prüfen, Lagern und Auswählen von Bau- und Bauhilfsstoffen zu achten ist
• wie Zeichnungen und Skizzen gelesen und Ausführungsskizzen angefertigt werden
• wie Bohrungen im Trocken- und Spülbohrverfahren durchgeführt werden, z.B. zur Untersuchung des Baugrundes oder zur Wassergewinnung
• wie Schachtbrunnen hergestellt werden
• worauf bei der Auswahl und der Dosierung von Bohrspülzusatzmitteln und bei der Kontrolle während des Bohrens geachtet werden muss
• wie Wasseraufbereitungsanlagen installiert und gewartet werden
• wie Brunnensanierungsverfahren durchgeführt und dokumentiert werden
• wie Brunnen für geophysikalische und optische Untersuchungsverfahren vorbereitet werden
• wie Mängel und Ursachen für Leistungsrückgänge festgestellt und dokumentiert werden

Wie hoch ist das Einkommen?

Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist tariflich geregelt und liegt, je nach Tarifgebiet, laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales in etwa bei folgenden Brutto-Monatsverdiensten:
• 1. Ausbildungsjahr: zwischen 609 und 690 Euro,
• 2. Ausbildungsjahr: zwischen 836 und 1.060 Euro,
• 3. Ausbildungsjahr: zwischen 1.056 und 1.336 Euro.
Nach der Ausbildung können Brunnenbauer mit einer tariflichen Vergütung von etwa 3.000 Euro brutto monatlich rechnen. Hinzu kommen steuerfreie Spesen für Einsätze außerhalb des Wohnorts bzw. des Firmensitzes.

So kann es weitergehen

Nach ihrer Ausbildung können Brunnenbauer die Meisterprüfung ablegen. Diese ermöglicht es ihnen auch, ein Studium zu beginnen, sofern nicht bereits vor der Ausbildung das Abitur oder die Fachhochschulreife vorgelegen haben. Infrage kämen hier zum Beispiel Wasser- und Bodenmanagement, Maschinenbau oder Bauingenieurwesen mit Schwerpunkten wie Straßenbau, Wasserbau oder Tiefbau. Darüber hinaus dürfen sich Brunnenbau-Meister mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen.
Daneben gibt es für gelernte Brunnenbauer die Möglichkeit, sich zu spezialisieren oder Weiterbildungen zu absolvieren, zum Beispiel zum staatlich geprüften Techniker Fachrichtung Bohrtechnik, Tiefbau oder Baubetrieb. Diese Weiterbildungen werden, wie auch die Meisterlehrgänge, an speziellen Fachschulen kostenpflichtig angeboten.

Quellen:
Arbeitsagentur
Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Deutscher Handwerkskammertag
Bildnachweis: © Catalin Petolea – Shutterstock.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert