Auch wenn ich ständig herunterbete, wie wichtig exzellente Bewerbungsunterlagen sind – sie können immer nur ein Türöffner sein. Nicht selten kegeln sich Bewerber durch ihr Auftreten beim Bewerbungsgespräch aus dem Rennen.
Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, was Personaler überhaupt nicht gern sehen und als „Killer“ werten, kommen hier meine wichtigsten „Don‘ts“.
Das äußere Erscheinungsbild
– Alkohol- oder Zigarettenfahne (Jeder Nichtraucher nimmt sofort wahr, ob Sie rauchen. Der Geruch von Zigaretten aus Ihrem Mund, wenn Sie sprechen und aus Ihrer Kleidung ist so unangenehm, dass das Gespräch schneller vorbei sein kann, als Ihnen lieb ist. Daher kurz vor dem Gespräch Kleidungsstücke wechseln und sich auch keine Beruhigungszigarette mehr anzünden.)
– Zu starkes After-Shave, Deo oder Parfum (Man selbst nimmt den Duft und seine Intensität viel weniger wahr als seine Umwelt. Daher machen Sie am besten einen Tag vorher einen Test und fragen Sie jemanden, wenn Sie unsicher sind oder verzichten Sie ganz auf Duft.)
Kleiderwahl
– Unangemessene Kleidung (zu sexy, zu lässig – einfach den Gepflogenheiten der Branche nicht angemessen). Hierzu lässt sich so viel sagen, das ist einen eigenen Artikel wert.
Auftreten und Benehmen
– Zu spät kommen ohne Entschuldigung oder vorhergehenden Anruf
– Handyklingeln oder -brummen bei Lautlosstellung (Falls es Ihnen entgangen sein sollte: Auch Handys haben einen Ausschaltknopf!)
– Telefonate annehmen während des Vorstellungsgesprächs (Ich empfehle, das Handy bereits bei Betreten des Unternehmens auszuschalten. Es macht keinen guten Eindruck, wenn der Personaler Sie telefonieren sieht, und Sie sollten die Zeit zur Konzentration auf das Kommende nutzen.)
– Kaugummi kauen
– Rauchen oder ungefragtes Ablegen des Jacketts oder Blazers (Ich empfehle grundsätzlich, die Kleidung anzubehalten – egal wie heiß es in den Räumlichkeiten ist)
– Zu viele Getränke wie Kaffee, Tee, Wasser, Säfte trinken… (Ich empfehle, nicht mehr als zwei Gläser oder Tassen zu trinken, und lehnen Sie Getränke nicht ab – auch das ist dem Gastgeber gegenüber unhöflich. Dann nehmen Sie lieber ein Glas Wasser und nippen ab und zu daran. Orientieren Sie sich auch etwas an Ihrem Gastgeber, ob dieser etwas trinkt. Ein guter Gesprächspartner wird zumindest auch eine Kleinigkeit zu sich nehmen, um Sie nicht in die Bredouille zu bringen.)
Körpersprache
– Fehlender Blickkontakt (Meine Erfahrung aus allen Beratungen, Trainings und Coachings ist: Den meisten Menschen ist nicht einmal bewusst, dass Sie den Augenkontakt nicht halten oder nicht halten können. Lassen Sie sich daher Feedback von einer Vertrauensperson geben und üben Sie den Augenkontakt – am besten mit einem guten Coach)
– Lässige Körperhaltung (Damit ist ein Hinfläzen gemeint, das leichte Runterrutschen im Stuhl mit – bei Männern – gespreizten Beinen. Wer meint, dass das so selbstverständlich ist, dass es keiner Erwähnung bedarf, der irrt. Ich habe es immer wieder erlebt, dass in Bewerbungsgesprächen Männer genau diese Form des Sitzens gewählt haben. Das galt auch für Positionen mit Gehältern im sechsstelligen Eurobereich…
Gesprächsverhalten
– Mangelnde Kommunikationsfähigkeit (Ihr Gegenüber möchte etwas von Ihnen erfahren, das deutlich über Anschreiben und Lebenslauf hinausgeht. Einsilbige Antworten sind da vollkommen fehl am Platz)
– Ausweichende Antworten
– Falsche Angaben
– Ständiges Gegenfragen und nicht ausreden lassen (Auch wenn Einsilbigkeit ein No-Go ist: Es gilt, wie auch in anderen Bereichen des Lebens, ein gutes Maß zwischen reden und zuhören zu finden.)
– Schlecht über frühere Arbeitgeber oder Kollegen sprechen
– Fragen nach dem Verdienst gleich zu Beginn stellen
– Keine klaren Angaben zum Gehaltswunsch machen
Überzeugungsfähigkeit
– Mangelnde Motivation
– Mangelnde Kenntnisse über das Unternehmen, in dem Sie sich bewerben
(Mein Tipp: Zeigen Sie Interesse an der Firma, in der Sie sich bewerben, in dem Sie vorher viele Informationen gesammelt haben z.B. mithilfe des Internets, und legen Sie sich Fragen zurecht, die Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber stellen können. Das signalisiert Interesse, Respekt und Engagement.)
– Keine oder mangelnde Kenntnisse über die eigenen Stärken und Schwächen (Über 80 Prozent meiner Kunden in der Berufsberatung tun sich ungeheuer schwer, ihre eigenen Stärken zu nennen, während es ihnen bei den Schwächen viel leichter fällt. Mein Tipp: Wenn auch Sie sich Ihrer eigenen Stärken nicht ausreichend bewusst sind, besprechen Sie diese mit Ihren Eltern oder Ihnen vertrauten Personen, die einen ehrlichen Umgang mit Ihnen pflegen. Und je nach Beruf oder Position, für die Sie sich bewerben, sollten Sie dann in der Lage sein, Ihre Stärken mit den Bedürfnissen des potenziellen Arbeitgebers zu verbinden. Und wer glaubt, dass in einem Bewerbungsgespräch Bescheidenheit eine Tugend ist, befindet sich auf dem Holzweg! Bewerbung kommt von Werbung – Sie sollen nicht durch Angeben, aber durch ein souveränes Auftreten Ihr Gegenüber davon überzeugen, dass Sie der sind, den er sucht.)
– Mangelnde Selbstreflexion (Auch hier geht es um Ihre Stärken und Schwächen, aber besonders um die Frage, ob Sie Ihren eigenen Anteil an Ihren beruflichen oder persönlichen Misserfolgen sehen oder ob Sie lieber nach wortreichen Erklärungen suchen und eher anderen Menschen oder „den Umständen“ die Schuld in die Schuhe schieben)
Das sind zunächst mal die größten No-Gos in Bewerbungsgesprächen, die eine allgemeine Gültigkeit haben. Selbstverständlich gibt es noch mehr Details, auf die es bei Bewerbungsgesprächen ankommt; das gilt insbesondere für das Erscheinungsbild und für die Körpersprache.