In meiner Zeit als Personalberaterin, aber vor allem als Berufsberaterin, habe ich immer wieder feststellen müssen, dass es Ausbildungsberufe und Studiengänge gibt, die sich mehr oder weniger schnell als wenig zielführend herausstellen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ich möchte hier stellvertretend einige Ausbildungsberufe erwähnen, die immer wieder gern gewählt werden, bei denen jedoch anschließend oder sogar schon währenddessen oftmals Ernüchterung eintritt.
Die Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten ist eine kostenpflichtige schulische Ausbildung mit einer Ausbildungsdauer von ein bis drei Jahren, je nach Institut. Es sind hauptsächlich junge Frauen, die sich für diese Ausbildung bewerben. In der Schule hatte sich häufig schon abgezeichnet, dass sie in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern keine Leuchten sind, ihnen aber auch die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer keine übermäßig große Freude bereiten. Stattdessen fallen ihnen Sprachen leicht, sie sind eher kreativ und kommunikativ mit sozialer Kompetenz. Im Berufsleben wollen sie mit Menschen zu tun haben, sie brauchen Abwechslung und wollen gern ihre Sprachkenntnisse weiter ausbauen oder zumindest weiter verwenden.
Da sie sich meist nicht hinreichend darüber informieren, welche Tätigkeiten später auf sie zukommen, gehen sie oftmals etwas blauäugig und mit „romantischen Träumen“ in diese Ausbildung.
Viele Schulabgänger haben keine konkreten Vorstellungen, sondern denken einfach, dass Sie eine abwechslungsreiche Tätigkeit haben werden, in der sie mit vielen Menschen Kontakt haben und ihre Sprachenkenntnisse anwenden oder vertiefen können. Auch das Simultan-Dolmetschen finden sie spannend. Im Laufe der Zeit schwant ihnen dann, dass sie später entweder als Sekretärin enden, die für die Abwicklung kaufmännischer Geschäftsfälle und für das Übersetzen von Unterlagen zuständig ist. Oder dass sie in Übersetzungsbüros landen, oftmals als Freiberufler, wo sie dann beispielsweise technische Handbücher oder ähnliches in andere Sprachen übersetzen.
Und das als so erstrebenswert empfundene Simultandolmetschen ist zum einen schwierig hinsichtlich der geringen Anzahl an Jobangeboten und zum anderen ein derart stressiger Job, dass keiner lange in dieser Tätigkeit verbleibt. Wer meint, sehr stressresistent zu sein, und dass das alles schon nicht so schlimm sein wird, der stelle sich nur mal vor, wie es wäre, mit Knopf im Ohr zu telefonieren, dann gleichzeitig Regieanweisungen zu erhalten und dem Gesprächspartner konzentriert zuzuhören, um dessen Worte dann zeitgleich ins Deutsche zu übersetzen.
Ich möchte hier nicht missverstanden werden: ich habe nichts gegen diesen Ausbildungsberuf. Es gibt auch nicht „gute“ oder „schlechte“ Ausbildungsberufe oder Studiengänge. Es gibt nur passende oder unpassende, und für sehr viele junge Frauen passt dieser Ausbildungsberuf langfristig nicht. Ich sehe ihn eher als eine ganz gute Grundlage in der Sprachenausbildung, auf die man dann eine Ausbildung oder ein Studium drauf setzt, um später die wirklich guten Perspektiven zu haben.
Mein Tipp: In diesem Fall würde ich anstelle der Ausbildung eher zu längeren Auslandsaufenthalten in den jeweiligen Ländern raten, verbunden mit einem Sprachkurs vor Ort oder mit einem Praktikum in einem Unternehmen, um die Sprache nicht nur von der Schulbank aus zu lernen, sondern in der täglichen Anwendung.