Zunächst einmal stellt sich die Frage: Wie lässt sich Erfolg definieren? Und ist Erfolg eine individuelle Angelegenheit oder bezieht er sich auf das, was gesellschaftlich als Erfolg anerkannt wird? Ich möchte Ihnen meine Sichtweise schildern.
Nach Wikipedia bezeichnete „ursprünglich dieser Begriff lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder Effekt eines Handelns. Erst später, insbesondere mit der Industrialisierung, erhielt Erfolg die Bedeutung eines wertfreien, neutralen Resultats. In der heutigen Forschung zur Erklärung des Phänomens Erfolg liegt der Schwerpunkt auf Fähigkeiten (Kompetenzen) und nicht auf Persönlichkeitsmerkmalen, Motiven oder verschiedenen Theorien der Intelligenz.“
Ich habe mich nicht weiter mit der heutigen Forschung hierzu beschäftigt, behaupte jedoch, dass das Ignorieren von Persönlichkeitsmerkmalen und Motiven ein Garant für das Ausbleiben des Erfolgs ist und in Zukunft umso mehr sein wird, da sich die Arbeitswelt in einem enormen Wandel befindet.
Persönlichkeitsmerkmale und die Persönlichkeitsentwicklung haben eine größere Bedeutung für den Erfolg als es in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war und diese Entwicklung wird sich noch verstärken.
Selbst wenn wir Erfolg nur begrenzen auf die berufliche Seite (was vermutlich die meisten Menschen aus ihrer Sicht heraus und spontan tun), ist das Ignorieren von Persönlichkeitsmerkmalen und Motiven falsch!
Oder machen die Schmiergeldzahlungen einiger Manager wie z.B. von Siemens sie erfolgreich, nur weil sie durch unlauteren Wettbewerb Aufträge an Land gezogen haben? Machen die Massenentlassungen durch die Manager in den Konzernen diese Manager erfolgreich, nur weil sie dem Unternehmen kurzfristig Kosten gespart haben? Oder machen die Manipulationen der verantwortlichen Manager und Ingenieure bei VW und anderen Automobilherstellern zum Thema Abgasskandal diese erfolgreich, weil sie damit Milliarden Umsätze generiert haben, aber auf Kosten von Vertrauen, Mensch und Natur?
Hinzukommt, dass sowohl im ersten als auch im dritten beschriebenen Fall auch noch Milliarden an Strafzahlungen auf die Konzerne zukamen, Manager wurden verurteilt, sind oder waren in Haft. Von Erfolg kann man hier also wahrlich nicht sprechen, denn die Ethik kann nicht ausgeklammert werden.
Ich gehe in meiner Definition von Erfolg noch weiter. Erfolg ist für mich die Summe aller Teile, der Einklang von Beruf, Privatleben und Gesundheit.
Die meisten Menschen (vor allem die Männer) bezeichnen sich als erfolgreich mit einem hohen Einkommen, mit dem sie sich und ihrer Familie ein angenehmes Leben ermöglichen können. Aber was ist mit den Ehefrauen, die ihre Männer oftmals vermissen, an wichtigen Terminen stets ohne Ehemann erscheinen und ihre Kinder beinahe allein großziehen müssen?
Was ist mit den Kindern, die ihre Väter unter der Woche entweder gar nicht sehen oder eher genervt erleben, weil sie ihre Ruhe haben wollen, wenn sie dann mal zu Hause sind? Was ist mit den Söhnen, denen die männlichen Vorbilder fehlen, weil sie von Müttern geboren und aufgezogen werden, von Kindergärtnerinnen betreut und von Grundschullehrerinnen angelernt werden – mit all den Folgen, die das Fehlen von Vätern und männlichen Vorbildern hat?
Und das sind noch die vergleichsweise harmlosen Fälle. Von den Managern, die im Übermaß Alkohol, Tabletten und Drogen zu sich nehmen gar nicht zu sprechen. Erfolgreiche Männer? Die sehen nach meinem Empfinden anders aus.
Daher gehört zum Erfolg auch das private Glück, ausreichend Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen, sich Zeit zu nehmen für schöne private Momente, für Hobbys und für Freunde. Und das Ganze noch bei bester Gesundheit. Um das bewerkstelligen zu können, bedarf es jedoch mehr als fachlicher Kompetenzen.
Zunächst sind einige allgemeine Voraussetzungen zu erwähnen:
Eine der Grundpfeiler für erfolgreiches und glückliches Arbeiten ist die richtige Berufswahl.
Während zu früheren Zeiten die Studienmöglichkeiten begrenzter und überschaubarer waren, so haben wir es heute mit über 19.000 Studiengängen an Hunderten von Hochschulen zu tun. Ein Angebot, das die meisten jungen Menschen und deren Eltern überfordert, wenn sie sich nicht gerade für einen der Klassiker entscheiden. Und selbst dann kann heute die Entscheidung der richtigen Hochschule von Wichtigkeit sein.
Für die meisten jungen Menschen wird daher eine professionelle Berufsberatung eine wertvolle Hilfe darstellen. Denn selbst, wenn man schon konkretere Vorstellungen hat, so müssen die nicht unbedingt mit den Ergebnissen der Beratung übereinstimmen, denn oftmals werden Talente oder Fähigkeiten unterschätzt oder die jungen Menschen trauen sich vieles nicht zu, obwohl sie viel Potenzial haben.
Man kann alles richtig machen, sogar beruflich erfolgreich sein, aber wenn man den unpassenden Beruf ausübt, wird man letztendlich nicht glücklich sein, es wird das Glänzen in den Augen fehlen, die Begeisterung und die Leidenschaft.
Ebenso wichtig wie die richtige Berufswahl ist die Wahl des passenden Unternehmens.
Wer sich frühzeitig auf eine bestimmte Branche spezialisiert, wird eines Tages feststellen, dass die Anzahl an Möglichkeiten im Laufe der Zeit deutlich abnimmt. Je spezialisierter man ist, umso besser wird man zwar in seinem Gebiet sein, aber es wird der Zeitpunkt kommen, an dem es nicht weitergeht, egal, ob es sich um den Chefarzt eines sehr kleinen Spezialgebietes, einen Spezialisten in der Luft- und Raumfahrtindustrie oder in der Forschung handelt. Ich sage nicht, dass es schlecht ist, ich möchte nur zum Ausdruck bringen, dass man sich der Konsequenzen dieser Begrenzungen bewusst sein muss.
Mangelnde Freiheit haben wir ebenfalls im Öffentlichen Dienst, wo Versetzungen nicht einfach auszuführen sind, wie beispielsweise in der Verwaltung oder als Lehrer.
Dann stellt sich die Frage, ob ein kleines Unternehmen das Richtige ist oder ein größeres oder ein Konzern.
Die Menschen sind individuell und ebenso individuell sollte die Wahl getroffen werden. In Konzernen treffen wir auf zahlreiche Hierarchien, lange Entscheidungswege und diplomatisches Taktieren. Insbesondere in Aktiengesellschaften ist der Umgang mit den Mitarbeitern in der Regel weniger wertschätzend als in inhabergeführten Unternehmen, bei Mittelständlern oder Hidden Champions. Wobei die Entscheidung, ein Unternehmen zu verlassen und woanders hinzugehen, leichter zu treffen ist, als wenn man von vornherein die falsche Berufswahl getroffen hat. Dennoch: All diese Schwierigkeiten lassen sich vermeiden.
Doch selbst, wenn Sie bis hierin alles richtig gemacht haben, passieren ab jetzt sehr leicht die Kardinalsfehler, die zu langfristig mangelndem Erfolg führen.
Ich möchte, auch wenn ich das ganzheitlich sehe, zunächst mit dem beruflichen Erfolg beginnen, wobei die Lösungen fließend sind und die anderen Bereiche (Privatleben und Gesundheit) ebenfalls stark beeinflussen. Dazu mehr in meinem nächsten Artikel.