Muss ich an einer Uni studieren, wenn ich Karriere machen will? Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Uni und Fachhochschule? Mit welchem Abschluss schließe ich ab? Woher weiß ich, welche Hochschule für mich die richtige ist? Sind die privaten Hochschulen besser oder schlechter? Mit diesen Fragen werde ich immer wieder konfrontiert. Die richtige Hochschule für sich zu finden ist gar nicht so schwierig, wenn man das Ganze etwas strukturiert und clever anstellt.
Fehler bei der Hochschulwahl
Etwa die Hälfte meiner Kunden kommt aus München und näherem Umland. In der Zusammenarbeit mit ihnen fällt mir immer wieder auf, dass die meisten von ihnen nach dem gleichen Schema vorgehen:
- München ist eine tolle Stadt; ich will hier studieren, weil ich hierbleiben möchte und auch meine Freunde hier habe
- München hat zwei „Elite“-Unis und eine FH, da werde ich schon was finden
- Wenn ich hier nichts finde, ist mein Plan B Innsbruck; das ist nah, und ich kann in meiner Freizeit Ski fahren. Außerdem machen das einige meiner Freunde auch so
Keine Frage – das kann man so machen. Clever ist das jedoch nicht! Und dann muss sich anschließend auch niemand wundern, dass man frustriert in einer Berufsberatung sitzt, weil man das euphorisch oder auch halbherzig begonnene Studium nun abbrechen wird…
- Ja, München ist eine tolle Stadt, und ich gebe zu, nachdem ich in Deutschland viel gesehen habe, gehen mir nach fast zwei Jahrzehnten in München städtemäßig auch die Alternativen aus. Diese Argumentation lasse ich aber nicht bei 18 oder 20-jährigen gelten! Es geht ums Studium und eine Zeit von ca. 3 Jahren (für den Bachelor)! Und was die Freunde angeht: Skype, Facebook und WhatsApp sorgen heute dafür, dass man sich nicht aus den Augen verliert. Die wirklich guten Freunde bleiben! Alle anderen sind ohnehin verzichtbar und werden sich auf Dauer sowieso nicht halten…
- München hat keine „Elite“-Unis!! Mit dieser von Politik und Presse kolportierten Ente möchte ich mal aufräumen! Es gibt in unserem Land überhaupt keine Elite-Unis. Wenn wir die suchen, müssen wir – so leid es mir tut – den Blick Richtung Großbritannien und vor allem den USA richten. Diese Elite-Unis kosten aber auch ein halbes Vermögen, während wir Deutschen ja gerne Bildung für umsonst haben wollen… Der Grund, warum unsere beiden Unis als „Elite“ bezeichnet wurden, liegt an der Exzellenz-Initiative, die lediglich einige Forschungsprojekte mit Geldern bezuschusst hat. Das ist alles. Und das hat mit Forschung zu tun, aber nicht mit der Lehre, um die es uns im Bachelor geht. Unglücklicherweise schneiden beide Unis nämlich in den Rankings in vielen Fächern genau da nur mittelmäßig bis ziemlich schlecht ab, wo wir sie für unseren Studienbeginn dringend benötigen. Um die FH ist es in den meisten Fällen noch schlechter bestellt. Hinzu kommt, dass es viele spannende Studiengänge in München gar nicht gibt! Wenn ich mich als Studienplatz-Suchender also nur auf diese Stadt beschränke, muss ich damit rechnen, dass ich vielleicht die spannendsten oder für mich besten Studiengänge gar nicht berücksichtigen kann.
- Innsbruck ist der Klassiker! Keine Frage: Skifahren in Österreich ist eine tolle Sache, und mir fallen auf Anhieb einige Dinge ein, die die Österreicher besser machen als die Deutschen. Aber wir stehen hier vor dem gleichen Problem wie in München: seit Jahren in den meisten Studiengängen schlecht gerankt und die Auswahl ist eben auch begrenzt.
Zu gehen und wiederzukommen ist nicht das gleiche wie nie gegangen zu sein!
Wie geht es besser?
- Zunächst suchen Sie sich alle Studiengänge in ganz Deutschland aus, die zu Ihnen passen und erstellen sich eine Liste. Wer bei mir in der Berufsberatung war, hat diese bereits in der Hand.
- Völlig unabhängig von der Stadt (!) gehen Sie auf jede der einzelnen Hochschulseiten und schauen sich zu nächst an, wohin genau bei der späteren Berufsrichtung dieser Studiengang führen soll. Beispiel Sportstudiengänge: Hier gibt es viele, die eher darauf abzielen, dass Sie später in Fitness-Centern, Kurklinken oder im Tourismus arbeiten. So spannend in jungen Jahren diese Tätigkeit sein mag, aber nur wenige können sich wohl vorstellen, mit Ende Dreißig noch diese Form der Tätigkeit zu verrichten. Interessanter können dann die Studiengänge sein, die darauf abzielen, dass man später im Breiten- oder Spitzensport zum Beispiel in der Sport- und Leistungsdiagnostik arbeitet.
- Hilfreich ist ebenfalls ein Blick auf den Stunden- oder Fächerplan! Diese variieren von Hochschule zu Hochschule mitunter sehr stark. Wer Medienmanagement studieren möchte, aber sich mit trockener BWL-Lehre und Mathe nicht so herumschlagen möchte, der ist an der Hochschule Köln, an Fresenius und Macromedia sicher besser aufgehoben als an der TU Chemnitz, die dennoch einen guten Ruf genießt. Wer bei mir in der Beratung war, kann sich diese Arbeit in der Regel auch sparen, da man alle relevanten Informationen von mir bekommt.
Das war die Pflicht. Nun kommt die Kür!
- Nachdem man nun alle Hochschulen rausgestrichen hat, die schon von den Schwerpunkten her nicht passend sind, bleiben vermutlich immer noch etliche übrig. Jetzt gilt es, die Hochschulen/Unis auf Herz und Nieren zu prüfen. Wer in meinem XING-Netzwerk mit mir verbunden ist, kann sich ganz einfach an meine „alten“ Kunden wenden, die bereits an den jeweiligen Hochschulen studieren und deren Erfahrungen und Tipps einholen. Dann bekommt man schon ein sehr gutes Bild von der ganzen Angelegenheit. Alternativ kann man auch Facebook nutzen, in dem man schaut, wer dort studiert und diese Personen einfach mal anschreiben. Die meisten Leute reagieren freundlich und sind sehr hilfreich in ihren Aussagen. Wichtig: Papier ist bekanntlich geduldig! Das heißt, was die Hochschulen auf ihren Websites alles Tolles stehen haben, kann sich in der Realität ganz anders darstellen und zu echten Enttäuschungen führen. Also lieber sehr genau nachbohren.
- Nun geht es an die Städte! Am besten planen Sie eine Deutschlandrundreise und klappern die Städte und die Hochschulen ab, die noch übrig geblieben sind. Schauen Sie sich die Städte und die Menschen an, ob Sie sich da wohl fühlen könnten und gehen Sie zu den jeweiligen Hochschulen. Laufen Sie auf dem Campus herum, sprechen Sie mit den Studenten, machen Sie sich Notizen und gehen Sie ins Gebäude, um einen Eindruck zu bekommen.
- Sollten dann immer noch mehr als eine Hochschule auf dem Zettel stehen – wunderbar! Dann bewerben Sie sich bei allen, die übrig geblieben sind und lassen schließlich Ihre Intuition oder „das Universum“ entscheiden.
Egal, ob Sie an einer FH oder an einer Uni studieren: Sie schließen immer mit einem Bachelor ab (es sei denn, es handelt sich um ein Staatsexamen) und auf den fachlichen Zusatz oder einen Hinweis auf die Art der Bildungseinrichtung wird verzichtet. Detaillierte Information zum jeweiligen Studiengang gehen nur aus der Bachelor-Urkunde, dem Bachelor-Zeugnis und dem Diploma Supplement (Anhang zum Prüfungszeugnis) hervor.
Die Fachhochschulen genießen generell einen guten Ruf und haben schon längst ihren gleichberechtigten Platz neben den Unis gefunden. Ob das Studium an einer FH oder an einer Uni sinnvoller ist, hängt immer vom Studiengang und vom Studierenden ab.
Die Frage, ob private Hochschulen besser oder schlechter sind als staatliche, lässt sich pauschal nicht beantworten. Das kommt darauf an… Was man aber ganz sicher sagen kann, ist, dass bei den wirtschaftslastigen Studiengängen die privaten Hochschulen die weitaus spannenderen Studiengänge haben.
Es kommt immer mal wieder vor, dass meine Kunden schlucken, wenn Sie hören, dass ein Studium an einer spannenden privaten Hochschule nicht selten 650,- € und mehr monatlich kostet. Oftmals legen die Jugendlichen diese Hochschulen dann beiseite, weil sie ihren Eltern nicht noch mehr auf der Tasche liegen wollen. Ein großer Fehler!! Niemals den zweiten Schritt vor dem ersten tun.
Wenn man den wirklich passenden Studiengang für sich gefunden hat, spielt es keine große Rolle, ob der etwas kostet. Das holt man erstens hinterher locker wieder rein und zweitens lassen sich die Studiengebühren leicht über die KfW-Bank finanzieren. Und zwar völlig unabhängig vom Einverständnis und vom Einkommen der Eltern.
Bei der Wahl der richtigen Hochschule geht es um eine langfristige Entscheidung mit erheblichen Auswirkungen, und die eigene Bildung und Ausbildung darf dann auch mal etwas mehr kosten.